Protest gegen Liturgiereform – Katholiken verbrennen Kardinalsbilder
Katholiken im südindischen Bundesstaat Kerala haben aus Protest gegen eine Reform der Liturgie Bilder der Kardinäle Leonardo Sandri und George Alencherry verbrannt. Sandri ist Präfekt der vatikanischen Ostkirchenkongregation und Alencherry Oberhaupt der syro-malabarischen Kirche, einer mit Rom verbundenen Ostkirche.
Pater Alex Onampally von der Medienkommission der syro-malabarischen Kirche in Kerala nannte die Protestaktion eine offene Herausforderung von Kirche und Papst, wie der asiatische Pressedienst Ucanews (Freitag) weiter berichtet. Man werde "gemäß den Bestimmungen des Kirchenrechts" Maßnahmen gegen jene ergreifen, die an der Verbrennung der Bilder beteiligt waren.
Im Mittelpunkt des Disputs steht die Frage, ob der Priester die Messe mit dem Gesicht zur Gemeinde zelebriert oder, wie es Traditionalisten wollen, mit dem Gesicht zum Altar und dem Rücken zur Gemeinde. Ein Kompromiss der syro-malabarischen Synode sieht vor, dass der Priester bis zum Hochgebet zur Gemeinde hin zelebriert und sich dann erst zum Ende des Gottesdienstes wieder zur Gemeinde umdreht. Gegner der Reform sagten zu Ucanews, die Synode habe den Kompromiss ohne Beratungen mit Priestern und Laien beschlossen.
Schwerpunkt der Proteste
Schwerpunkt der Proteste von Priestern und Laien ist laut Ucanews die Erzdiözese Ernakulam-Angamaly von Kardinal Alencherry, die mit fast 500.000 Katholiken Einwohnern die zweitgrößte katholische Diözese Indiens ist. Nach einem Hungerstreik von Priestern und Laien gegen den Beschluss der Synode setzte das Erzbistum laut Ucanews im Januar nach Rücksprache mit Sandri den Synodalbeschluss aus. Ende Februar habe der Kardinal dann die Reform durch Bestätigung des Synodenbeschlusses in Kraft gesetzt.
Unter den rund 1,38 Milliarden Indern sind die Katholiken mit etwa 18 Millionen nur eine kleine Minderheit. Die katholische Kirche in Indien umfasst verschiedene Riten. Neben dem inzwischen größten, dem lateinischen, der auf die Missionstätigkeit der Neuzeit zurückgeht, gibt es den ostsyrischen Ritus der rund 3,5 Millionen Syro-Malabaren und den westsyrischen der etwa 300.000 Syro-Malankaren. Diese beiden mit Rom unierten Ostkirchen sind Teil der sogenannten Thomaschristen. Sie berufen sich auf eine historisch nicht nachweisbare Missionierung des heutigen Bundesstaates Kerala durch den Apostel Thomas im ersten Jahrhundert. Alle drei Kirchen besitzen eine eigene Bischofskonferenz, die auch in der ritenübergreifenden katholischen Indischen Bischofskonferenz CBCI vertreten sind. (tmg/KNA)