Standpunkt

Pax Christi macht vor, wie Umkehr in der Kirche geht

Veröffentlicht am 21.03.2022 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Für Thomas Seiterich ist beispielhaft, wie die deutsche Sektion der katholischen Friedensbewegung Pax Christi mit Fehlern umgeht: Sie gibt falsche Einschätzungen zu und schreibt an ihre Mitglieder. In der Kirche eine Seltenheit, sagt Seiterich.

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Tiefgehende Umkehr ist nötig, auf ganz unterschiedlichen Ebenen der katholischen Kirche. Wie dies überzeugend und mit Freimut geht, lehren weniger die gedrechselten Erklärungen und Worte des Altpapstes und vieler Bischöfe der alten Vertuscher-und-Weggucker-Generation, sondern die der Kirchenbasis verbundene, katholische Friedensbewegung.

Pax Christi schreibt am 18. Tag des Angriffskrieges Putins gegen die Ukraine einen lesenswerten, offenen Brief an die friedensengagierten Katholikinnen und Katholiken. Der Titel: Den Krieg stoppen. Darin heißt es: "Wir konnten uns nicht vorstellen, dass es zu diesem Krieg kommt. Wir haben seit Jahren aus der Ukraine, aus Polen und aus dem Baltikum die Sorgen und Warnungen vor Übergriffen der Putin-Regierung auf frühere Gebiete der Sowjetunion gehört und nicht geglaubt.

Das schmerzt, weil wir dadurch wohl auch die Angriffe russischer Truppen in Tschetschenien und Georgien wahrgenommen, aber zu wenig beachtet und nicht ausreichend Schlussfolgerungen daraus gezogen haben. Militärische Erfahrungen aus diesen Kriegen werden jetzt in der Ukraine umgesetzt." In der Vergangenheit gemachte Fehler des Westens taugten nicht zur Begründung für Putins Aggressionskrieg.

Für tief überzeugte christliche Friedensbewegte ist das starker Tobak. Das Eingeständnis, viele Jahre in die Irre gegangen zu sein, trotz der Partnerschaften, die Pax Christi seit Jahrzehnten mit Menschen in Russland, der Ukraine und den Ländern Ostmitteleuropas pflegt.

Natürlich wird im Anschluss das Pax Christi konstituierende Bekenntnis zur "Option für die Gewaltfreiheit" bekräftigt. Zugleich aber auch der Vorsatz, den Partnern im Osten Europas künftig fairer und nicht als eingebildete politische Wahrheitsbesitzer zuzuhören. Beeindruckend finde ich den freien Geist der Selbstkritik. Er ist in der Politik nicht leicht. Doch wo ist er innerkirchlich anzutreffen?

Von Thomas Seiterich

Der Autor

Thomas Seiterich ist Ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift "Publik-Forum".

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.