Unabhängige Kommission solle abgeschafft werden

Betroffenenbeirat sieht Anerkennungsverfahren als gescheitert an

Veröffentlicht am 30.03.2022 um 12:00 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Die Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen soll abgeschafft und die Fälle sollen in den jeweiligen Bistümern bearbeitet werden: Das fordern Missbrauchsbetroffene im Bistum Würzburg – und sagen, was bisher schiefgelaufen ist.

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Der Betroffenenbeirat im Bistum Würzburg sieht das zentrale Verfahren für Anerkennungszahlungen offenbar als gescheitert an. Das Gremium forderte am Mittwoch, die dafür geschaffene Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) abzuschaffen und die Fälle in den jeweiligen Bistümern zu bearbeiten. Der Betroffenenbeirat kritisiert in seiner Stellungnahme, dass die UKA anhand von Anträgen der Betroffenen entscheide ohne mit den Personen selbst geredet zu haben. "Die Opfer sind Nummern in einem anonymisierten Verfahren, das klinisch rein und sachlich nüchtern Menschen mit einer finanziellen Summe abspeist."

Die Anfang vergangenen Jahres eingerichtete UKA legt die Höhe der Zahlungen fest, die Betroffene von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche erhalten, und leitet die Auszahlung in die Wege. Wiederholt hatte es Kritik von Betroffenen an dem Verfahren gegeben. Mit Stand vom 28. Februar gingen insgesamt 1.664 Anträge bei der UKA ein; 794 wurden entschieden, davon allein im Februar fast 110 Anträge.

Verfahrensweg sei nicht nachvollziehbar

Das Würzburger Gremium mahnte, dass Langzeitfolgen und daraus resultierender Behandlungsbedarf, etwa Therapien und Medikamente, in die Bewertung einfließen müssten. Der Verfahrensweg sei nicht nachvollziehbar. Der Beirat habe Bescheide vorliegen, in denen beim selben Täter mit vergleichbaren Misshandlungen die Anerkennungsleistungen um 13.500 Euro auseinanderlägen. Beschwerden an die UKA würden so gut wie nicht beantwortet. Viele Betroffene würden durch das Verfahren retraumatisiert.

Im September 2020 hatten die deutschen Bischöfe das seit 2018 bestehende System der "Anerkennungsleistungen" für Betroffene sexualisierter Gewalt grundlegend reformiert und eine "Verfahrensordnung zur Anerkennung des Leids von Missbrauchsopfern in der katholischen Kirche" erlassen. Der UKA gehörten zunächst vier Frauen und drei, später vier Männer aus den Bereichen Recht, Medizin und Psychologie an. Im Januar wurde die Kommission um drei weitere Mitglieder aufgestockt, um schneller arbeiten zu können. (tmg/KNA)