Automobilindustrie-Chefin: Verhältnis Kirche-Wirtschaft ist schwierig
Die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, ruft die katholische Kirche zum stärkeren Dialog mit Unternehmen und Wirtschaftsverbänden auf. "Wir wissen viel zu wenig voneinander, wir müssen viel mehr miteinander reden", sagte sie am Freitag in Stuttgart. Wörtlich sprach sie von einer "unglaublichen Selbstbeschäftigung" der Kirche. So vermisse sie auch relevante kirchliche Stimmen angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine und der neuen politischen Lage. Ähnliches gelte für die lange Phase der Corona-Pandemie.
Das Verhältnis zwischen Kirche und Wirtschaft nannte die VDA-Präsidentin schwierig. Sie warb dafür, die Bischöfe und ihre Gremien könnten bei Beratungen gesellschaftlicher oder wirtschaftspolitischer Themen gerne einen Vertreter der Wirtschaft einladen. Wichtig sei der Austausch mit jenen, bei denen man nicht wisse, dass man mit ihnen einer Meinung sei. Angesichts der anstehenden gesellschaftlichen Herausforderungen brauche es mehr Diskussionen und auch Streit in der Gesellschaft.
Müller äußerte sich auch zur Formulierung "Diese Wirtschaft tötet", die Papst Franziskus 2013 in seinem Schreiben "Evangelii gaudium" verwendet hatte. Dadurch habe sie sich "verletzt" gefühlt. Sie warnte, Konzernen und Managern verantwortetes Handeln und ethisch geprägte Haltungen abzusprechen, "ohne sich damit auseinanderzusetzen". Müller, die auch dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) angehört, äußerte sich bei der bis Samstag dauernden Jahrestagung der Gesellschaft Katholischer Publizisten (GKP). (cbr/KNA)