Kiewer Großerzbischof dankt Marienwallfahrtsorten für Putin-Brief
Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk von Kiew hat den bedeutendsten europäischen Marienwallfahrtsorten für deren Brief an Russlands Präsident Wladimir Putin gedankt. Lourdes in Frankreich, Fatima in Portugal, Altötting in Deutschland, Mariazell in Österreich, Tschenstochau in Polen und Loreto in Italien seien "die Zentren, die heute das Bewusstsein und Gewissen der Christen in Europa bilden", so der Erzbischof in seiner am Sonntag veröffentlichten Videobotschaft.
Europas wichtigste Marienwallfahrtsorte hatten sich am Freitag mit öffentlichen Schreiben gegen den Ukraine-Krieg und für einen EU-Beitrittsgesuch des Landes ausgesprochen. "Wir lehnen den Angriff Russlands auf die Ukraine ab und verurteilen die verheerenden Feindseligkeiten der Russischen Föderation auf das Schärfste", heißt es in dem Brief von "Shrines of Europe" an Kreml-Chef Wladimir Putin. An das EU-Parlament appellieren sie, die Ukraine in die Europäische Union aufzunehmen.
"Massengräbern mit Hunderten leblosen Körpern"
Ebenfalls per Videobotschaft verurteilte Schewtschuk die Ermordung von Zivilisten durch russische Soldaten in Kiewer Vororten. "Nur wenige Dutzend Kilometer von Kiew entfernt, in den befreiten Städten, sehen wir entsetzliche Kriegsverbrechen", sagte der griechisch-katholische Großerzbischof. Er sprach von "Massengräbern mit Hunderten leblosen Körpern". Auf den Straßen seien erschossene Menschen gefunden worden, manchmal mit gefesselten Händen, sowie nackte Frauenleichen, so Schewtschuk. Europa habe schon einmal nach der Befreiung seiner Städte von den Nazis furchtbare Bilder gesehen. Heute würden sie in der Ukraine betrachtet. Es sei wichtig, dass die ganze Welt hinschaue.
Metropolit Epiphanius von der eigenständigen (autokephalen) orthodoxen Kirche der Ukraine schrieb auf Twitter: "Hunderte, vielleicht tausende Unschuldige wurden in den wenigen Wochen der russischen Besetzung zu Tode gequält." Die Zivilisten hätten für die Besatzer keine Gefahr dargestellt, ihre Tötung sei ohne "militärische Notwendigkeit" geschehen. Die Städte Irpen, Butscha und Hostomel seien noch bis vor kurzem "blühende und gemütliche Ecken unserer Region" gewesen. Doch nun lägen ermordete Zivilisten in der Nähe ihrer Häuser und in Massengräbern. (cbr/KNA)