Marx: Unterstützung des Ukraine-Kriegs durch Kirchenführer ist pervers
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat die Unterstützung des Kriegs in der Ukraine durch Vertreter der Kirchen als pervers bezeichnet. Es sei eine Perversion, "dass auch Christen im Zeichen des Kreuzes Gewalt ausgeübt haben, dass im jetzigen Krieg getaufte Christen andere Christen umbringen und dafür noch durch Führer der Kirche Unterstützung erfahren", sagt Marx laut Redemanuskript bei der Feier vom Leiden und Sterben Jesu Christi im Münchner Liebfrauendom. In der Liturgie das Kreuz Christi zu verehren, sei "eine Verpflichtung auch zum Engagement gegen jede Form der Gewalt, ob in Worten oder Taten".
Systeme und Zivilisationen sowie politische Herrschaften, die auf Gewalt aufgebaut seien, könnten "niemals christlich legitimiert werden", erklärt der Kardinal. Auch wenn die Kirche, das Volk Gottes, verstrickt bleibe "in die Welt und ihre Kriege und Auseinandersetzungen", so müsse sie doch "im Kern ein Ort der Gewaltlosigkeit und der überwundenen Gewalt sein". Sie müsse "das Zeichen des Kreuzes allen entgegenhalten, das Zeichen der erlittenen und damit überwundenen Gewalt".
Marx drückt seine Erschütterung darüber aus, dass in Europa, "dem Kontinent, der am meisten vom christlichen Glauben geprägt wurde – so scheint es jedenfalls", ein brutaler Krieg stattfinde und in der Vergangenheit "die schrecklichsten Kriege in der Geschichte überhaupt" stattgefunden hätten. Bis in die Gegenwart hinein beruhe allzu oft "der Aufbau von Macht, Herrschaft und auch großer Zivilisationen auf dem Fundament der Gewalt, der Ausbeutung, der Unterwerfung". Gerade in diesen Wochen sei wieder sichtbar, "wie sehr Gewalt als Instrument des Aufbaus von Herrschaft brutal eingesetzt wird", so der Kardinal.
Marx: "Fallen wir zurück?"
In einem am Mittwoch vorab veröffentlichten Ostergruß für das ökumenische Fernsehmagazin "Kirche in Bayern" bezeichnete Marx Russlands Präsidenten Wladimir Putin als einen Diktator. Es sei gerade in diesen Zeiten notwendig, Ostern zu feiern, "weil Ostern der Aufstand Gottes ist gegen alle Mächte der Gewalt und des Todes. Und dieser Aufstand ist gerade jetzt nötig", so Marx. Der Sieg des Lebens über den Tod sei auf Dauer nicht aufzuhalten, "auch nicht durch die Gewehre von Putin und anderen Diktatoren".
Mit Blick auf die von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ausgerufene "Zeitenwende" sagte der Kardinal, er frage sich manchmal, was dies bedeute: "Fallen wir zurück?", fragte Marx. Und gelte es nicht vielmehr zu lernen, "aus dieser katastrophalen Situation Hoffnungsbilder nach vorne hin" zu entwickeln. Auch deshalb sei es gerade jetzt wichtig, Ostern zu feiern.
Marx fügte hinzu, es gebe eine Spannung zwischen dem Fest des Lebens auf der einen und Krieg, Gewalt, Tod, entfesseltem Unrecht und Unterdrückung auf der anderen Seite: "Aber Ostern sagt eben auch: Die Gewalt und der Tod und das Unrecht und die Unterdrückung dürfen nicht das letzte Wort haben und haben nicht das letzte Wort." Das ökumenische Kirchenmagazin "Kirche in Bayern" wird immer am Wochenende in den privaten bayerischen Fernsehkanälen ausgestrahlt. (cbr/KNA)