Diözese hatte mehr als eine Million Euro für einen Geistlichen bezahlt

Erzbistum Köln verteidigt Schuldentilgung für Priester

Veröffentlicht am 20.04.2022 um 11:24 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Ein Priester hat Schulden – und sein Bistum steht für ihn ein: Wegen eines solchen Falls steht das Erzbistum Köln in der Kritik. Die Diözese verteidigt nun das eigene Vorgehen und bestreitet bisherige Einschätzungen zur Herkunft der Schulden.

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Das Erzbistum Köln hat die Begleichung von Schulden eines Priesters verteidigt. In dem Fall sei die Entscheidung "aufgrund seiner akuten und völlig außergewöhnlichen, persönlichen Notlage" gefallen, teilte die Erzdiözese am Dienstag mit. Der Geistliche hatte eine halbe Million Euro Schulden, inklusive ausstehender Steuern zahlte das Erzbistum 1,15 Millionen Euro für ihn.

Laut Recherchen des "Kölner Stadt-Anzeigers" handelt es sich bei den Verbindlichkeiten unter anderem um Spielschulden. Dafür lägen allerdings "keinerlei Erkenntnisse vor", schreibt die Diözese. Zur Art der Verbindlichkeiten könne man "aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes keine Stellung nehmen".

Getilgt wurden die Schulden zum Teil aus dem sogenannten "BB-Fonds", einem frei verfügbaren Sondervermögen, das durch Abgaben der Kölner Priester gespeist wird. Aus diesem Topf werden auch die Zahlungen an Missbrauchsbetroffene geleistet. Das Erzbistum betont, "dass kein Cent verwendet wurde, der für die Zahlung von Leistungen an Betroffene von sexualisierter Gewalt vorgesehen war und ist. Die dafür gebildeten Rückstellungen existieren weiterhin in voller Höhe". Die Steuerzahlungen wurden aus dem Personalkostenbudget bestritten.

Voraussetzung für Gremienbeteiligung habe nicht vorgelegen

Ebenso wendet sich Köln gegen Kritik daran, dass keine Kontrollgremien an dem Fall beteiligt wurden. Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller bezeichnete dies zuletzt als "eindeutig rechtswidrig". Das Bistum betont dagegen, eine rechtliche Überprüfung des Sachverhalts habe ergeben, dass die Voraussetzung für eine Gremienbeteiligung nicht vorgelegen habe. Dies habe auch eine "externe Expertise" bestätigt. Zuletzt wird betont: "Das Erzbistum Köln hält daran fest, dass es sich im beschriebenen Fall um einen unvergleichbaren Einzelfall handelt, der sich heute so nicht wiederholen würde."

Der Fall der Millionenzahlung sorgt weiter für Kritik am Handeln des Erzbistums Köln. Die Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Mechthild Heil, und die Vorsitzende des Kölner kfd-Diözesanverbandes, Elisabeth Bungartz, beschrieben die Situation als "untragbar und unzumutbar". "Mit der offensichtlich falschen Verwendung des Sondervermögens, welches auch für die Opfer des sexuellen Missbrauchs bestimmt ist, ist ein schwerer Fehler begangen worden", so Heil und Bungartz gegenüber der Funke Mediengruppe am Mittwoch. "Diese Nachricht bedeutet einen weiteren großen Vertrauensbruch zwischen dem Bischof und den Gläubigen."

Sie fordern eine schnelle Entscheidung des Vatikan über das Rücktrittsgesuch vom Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, "damit es in der Diözese Köln einen wirklichen Neuanfang geben kann". Momentan verließen viele Mitglieder die katholischen Verbände, weil sie das System nicht mehr unterstützen wollten. (cph)