Wissenschaftler: Turiner Grabtuch stammt aus Todeszeit Jesu
Laut dem italienischen Wissenschaftler Liberato De Caro könnte das Turiner Grabtuch tatsächlich aus der Zeit des Todes Jesu stammen. Gemeinsam mit einem Team anderer Forscher habe er eine neuartige Röntgenmethode verwendet, um das Altern einer Stoffprobe des Grabtuchs zu untersuchen, schrieb das US-Portal "National Catholic Register" am Dienstag. Sie kamen demnach zu dem Schluss, dass das Grabtuch wesentlich älter sein müsse als die 1988 durch Radiokohlenstoffdatierung angenommenen rund 700 Jahre. Die Ergebnisse würden sich vielmehr mit der christlichen Hypothese decken, dass das Grabtuch etwa 2.000 Jahre alt ist.
De Caro arbeitet am Institut für Kristallographie des "National Research Council" im italienischen Bari und hat die Röntgenmethode mitentwickelt, mit der die natürliche Alterung von Zellulose in Leinenstoffen untersucht werden kann. Bereits 2019 ist laut dem italienischen Forscher mit den Forschungen am Turiner Grabtuch begonnen worden, durch die Corona-Pandemie hätten sich diese allerdings verzögert. Die Ergebnisse der Untersuchung am Turiner Grabtuch wurden im April dieses Jahres in der Zeitschrift "Heritage" veröffentlicht.
Neue Proben für die Untersuchung?
Aufgrund der unterschiedlichen Daten, die durch die Radiokarbonmethode und die neue Röntgenmethode erreicht wurden, sei jedoch Vorsicht geboten, bevor endgültige Schlüsse gezogen würden, sagte De Caro dem "National Catholic Register". Er würde weiter an der Datierung des Stoffes arbeiten. "Es hängt alles von der Möglichkeit ab, neue Proben zur Analyse zu haben", so De Caro.
Das 4,36 Meter auf 11,1 Meter große Grabtuch von Turin stellt die Wissenschaft seit Jahrhunderten vor Rätsel. Seit 1578 wird das Tuch mit einer Darstellung eines 1,81 Meter großen Mannes mit Folterspuren im Turiner Dom aufbewahrt. Verschiedene Forschergruppen hatten 1988 die vermeintliche Reliquie auf die Zeit zwischen 1260 und 1390 datiert; andere Wissenschaftler widersprachen und datieren das Tuch auf die Zeit Jesu. Von der Kirche gibt es bislang keine Aussage zur Echtheit des Grabtuchs, es wird jedoch als Ikone eingestuft und steht damit über einem Kunstobjekt. (cbr)