Vorsitzender der Nordischen Bischofskonferenz erneuert Kritik

Bischof Kozon: Wollten mit Offenem Brief zum Synodalen Weg beitragen

Veröffentlicht am 05.05.2022 um 08:50 Uhr – Lesedauer: 

Dresden ‐ Auch die Bischöfe der Nordischen Bischofskonferenz hatten in einem Offenen Brief Kritik am Synodalen Weg geäußert. Den Grund für das Schreiben hat der Vorsitzende, Bischof Czeslaw Kozon, jetzt erklärt – und seine Kritik erneuert.

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Der Vorsitzende der Nordischen Bischofskonferenz, der Kopenhagener Bischof Czeslaw Kozon, hat die Kritik der nordeuropäischen Bischöfe am Synodalen Weg erneuert. "Um den Synodalen Weg herum ist alles so öffentlich, wie es überhaupt sein kann. Jede Stimme wird gehört, jeder kann die Diskussionen in den Plenarversammlungen mitverfolgen", sagte Kozon am Donnerstag im Podcast "Mit Herz und Haltung" der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen. "Deswegen haben wir gemeint: Wenn man so in Deutschland offen reden kann, dann dürfen wir wohl aus unserem Gebiet auch unseren Beitrag dazugeben."

Der Tenor in Deutschland ist seiner Ansicht nach, dass der Synodale Weg ohne Alternative sei und unbedingt zu Reformen führen müsse. "Ich spüre in all diesen Äußerungen, dass man eigentlich nicht immer genau den Stimmen der anderen Ortskirchen zuhört." Sein Eindruck sei, dass viele Synodale die Kirche in Deutschland und weltweit am Ende sähen, wenn der Reformprozess nicht so laufe, wie sie es sich vorstellten. "Und das ist meines Erachtens nicht der Fall", so Kozon.

Mehr über Evangelisierung und Katechese sprechen

Er verstehe die Ansicht der deutschen Bischöfe, dass man angesichts der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche etwas unternehmen müsse, und es sei klar, dass nur auf einer breiten Ebene und in synodaler Weise darüber gesprochen werden könne, wie man in Zukunft Kirche sein könne. "Das, was uns besorgt, sind eher die Themen, die neben den Missbrauchsthemen als solche eine sehr große Bedeutung bekommen haben", erklärte der Bischof. In der Frage der Ordination von Frauen, der Freistellung des Zölibats oder der kirchlichen Lehre zur Sexualität würden radikale Standpunkte vertreten, ohne die Weltkirche einzubeziehen und obwohl es klare lehramtliche Positionen dazu gebe. Dies könne die Einheit der Kirche gefährden – auch wenn diese Fragen weltweit diskutiert würden, glaubt Kozon.

Eine Sorge im Hinblick auf den Synodalen Weg sei zudem, dass viele Themen der vier Foren als völlig heilsbringend angesehen würden, und nur, wenn auf diesen Gebieten etwas passiere, seien die richtigen Weichen für die Kirche gestellt. "Aber was uns fehlt ist unter anderem, dass man sehr wenig über Evangelisierung, über Katechese spricht", so Kozon. Dabei müsse erwähnt werden, dass Zölibat und Frauenweihe seit Jahrzehnten diskutiert würden, die Schwächung der Glaubenspraxis aber älter sei als das Bekanntwerden der Missbrauchsfälle.

Schattenhafte Umrisse vor dem Logo des Synodalen Wegs
Bild: ©Synodaler Weg/Maximilian von Lachner

Auf dem Synodalen Weg würden andere Themen als die Missbrauchsaufarbeitung und -verhinderung eine so große Bedeutung bekommen, als ob Missbrauch in Zukunft verschwinden würde, wenn nur drastische Veränderungen auf diesen Gebieten vorgenommen würden, kritisierte Bischof Kozon.

Wenn es nur um den Umgang mit Missbrauchsfällen und deren Verhinderung gehe, dann könne es keinen Vorwurf geben, dem Zeitgeist nachzugehen, sagt Kozon. "Da habe ich auch nichts auszusetzen an dem Weg, den man in Deutschland angetreten ist." Auf dem Synodalen Weg würden allerdings andere Themen eine so große Bedeutung bekommen, als ob Missbrauch in Zukunft verschwinden würde, wenn nur drastische Veränderungen auf diesen Gebieten vorgenommen würden, kritisierte der Bischof.

Eine strenge Regionalisierung der Kirche hält Kozon für nicht umsetzbar. Wenn es etwa aufgrund des Priestermangels regionale Ausnahmen beim Zölibat geben würde, würden diese sofort auch zu einem weltkirchlichen Thema und von anderen Ortskirchen aufgegriffen werden. "Wenn der Heilige Geist bei solchen grundsätzlichen Themen eine Änderung anbahnen würde, dann würde er das auch für die ganze Kirche tun." Die Kirche in Deutschland habe jedoch nicht die nötige Geduld, so Kozon. Zudem bestehe die Gefahr, dass man mit sehr hohen Erwartungen auch einen schon vorhandenen Frust noch vermehren würde.

Bischof Kozon ist ausländischer Beobachter des Synodalen Wegs

Der Gesprächspartner im Podcast, der Leiter der Katholischen Akademie im Bistum Dresden-Meißen Thomas Arnold, hatte Ende März in einem Standpunkt auf katholisch.de gefordert, dass sich die Katholiken Europas konstruktiv über die notwendigen Reformen der Kirche austauschen sollten. Darauf habe Kozon noch am gleichen Tag per E-Mail geantwortet. Dies sei der Anlass gewesen, sich zu einem Gespräch zu treffen, erklärte Arnold im Podcast. Arnold ist selbst Mitglied der Synodalversammlung, Bischof Kozon ist ausländischer Beobachter des Synodalen Wegs.

Mitte März hatten die Bischöfe Nordeuropas in einem Offenen Brief Bedenken am Reformprojekt geäußert und sich besorgt über "die Richtung, die Methodik und den Inhalt" des Synodalen Wegs gezeigt. Es müsse vor jenen Themen Halt gemacht werden, "die unveränderliche Teile der Lehre der Kirche beinhalten". Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Limburgs Bischof Georg Bätzing, antwortete auf das Schreiben und wies die Kritik zurück. Bätzing betonte, dass ausgehend vom Missbrauchsskandal mit "großer Sorgfalt und fundierter theologischer Rückbindung nach neuen Wegen kirchlicher Praxis" gesucht werde. (cbr)