Die Volkskirche ist tot! Und jetzt?
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
"Die Volkskirche ist tot." Ein Satz, der wohl mittlerweile kaum mehr überraschen dürfte. Und so langsam scheint diese Realität auch bei den Verantwortlichen angekommen zu sein. Gut so! Denn Rettungsversuche waren schon in der Vergangenheit zum Scheitern verurteilt. Manches ist einfach unwiederbringlich verloren. Punkt. Vielmehr gilt es nun, mit diesem sogenannten "Transformationsprozess" umzugehen, statt sich von der Überforderung lähmen zu lassen.
Wichtiges sagte in diesem Zusammenhang am Sonntag Clemens Blattert vom Zentrum für Berufungspastoral, auf die Frage, ob und wie Kirche attraktiver werden könne. Patentrezepte gebe es dafür nämlich nicht, sondern Kirche müsse Lebendigkeit ausstrahlen. Erlebbarer Glaube und eine lebendige Gemeinschaft an Gläubigen sind folglich die Grundlage für attraktive Glaubensorte. Gleichzeitig heißt es aber auch zu erkennen, welche Orte möglicherweise einfach schon tot sind und warum.
Vor allem aber müssen die lebendigen Glaubensorte ihre Stärke erkennen und entsprechende Angebote weiter ausbauen – gerade nach zwei durch Corona belasteten Jahren, die möglicherweise auch zusätzlich zum Sterben der so genannten Volkskirche beigetragen haben. Durch den Wegfall von so vielem hat die Glaubenspraxis – so sie überhaupt noch gepflegt wurde – zwangsläufig noch mehr Individualisierung erfahren müssen. Das "one-fits-all"-Modell passt einfach nicht mehr und das wird es auch nicht wieder tun.
Die Kirche, der Glaube wird auch noch weiter an Bedeutung verlieren. Doch statt in Klagen oder gar Resignation zu verfallen, muss sich auch dieser Realität gestellt und nun die entsprechenden Maßnahmen ergriffen werden, dass das "Jetzt-Lebendige" nicht am Ende auch noch stirbt. Und spätestens jetzt muss die vielbesagte "Kirche der Zukunft" konkrete Gestalt annehmen, aus Gesprächsprozessen Umsetzungen folgen.
Der heilige Benedikt formuliert im Prolog seiner Regel, die Grundlage des benediktinischen Lebens, einen markanten Satz, der auch hier passend scheint: "Jetzt müssen wir laufen und tun, was uns für die Ewigkeit nützt." (RB Prol 44)
Die Autorin
Julia Martin ist Pressesprecherin der Benediktinerabtei Münsterschwarzach.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.