Ruhigere Töne bei der Synode
Der ungarische Kardinal Peter Erdö habe einen "wundervollen Text" vorgelegt, meinte beim Pressebriefing vom Mittwoch etwa der US-Amerikaner Joseph Edward Kurtz. Allerdings müsse man noch hart daran arbeiten, denn es handele sich ja noch nicht um eine Beschlussfassung der Synode.
Als sei man über die Kritik einiger Synodaler und das Medienecho erschrocken, bemühte sich der Vatikan nun um geschäftsmäßige Sachlichkeit. Die Synode befinde sich in einem intensiven Arbeitsprozess, bei dem man die unterschiedlichen Positionen unter einen Hut zu bringen versuche. In den zehn Sprachgruppen werde derzeit hart an dem vorliegenden 58 Absätze umfassende Text gearbeitet, der die Debatten der ersten Synodenwoche zusammenfasse.
Die Synodalen berieten über einzelne Begriffe, prüften Ergänzungs- oder Streichungsverschläge, die von ihren jeweils rund 20 Teilnehmern eingebracht wurden. Am Donnerstag werden Delegierte dieser Gruppen im Plenum ihre überarbeiteten Fassungen präsentieren. Und daraus müssen Erdö, sein Sondersekretär Bruno Forte und die sechs zusätzlich berufenen Synodalen bis zum Samstag einen neuen Entwurf vorlegen. Über den wird die Synode dann abstimmen. Er soll die Grundlage für die nächste Bischofssynode im Oktober 2015 bilden, mit der die Kirche dann endgültig ihren Weg der Familienpastoral für die Zukunft festlegen will.
Der Begriff "Sünde" taucht im Zwischenbericht kein einziges Mal auf
Nachdem über die erste Synodenwoche nur wenige Informationen nach außen drangen, traten in der zweiten Hälfte plötzlich deutliche, wenn auch absehbare Differenzen zutage. Zwar gab es am Montag langen Applaus der Synodenversammlung für den Bericht, mit dem Erdö die Debatte der ersten Woche zusammenfasste. Aber dann wurde doch Unmut laut. Auch über die Darstellung in den Medien, die von einem pastoralen Erdbeben sprach und so tat, als handele es sich bereits um einen Beschlusstext der Synode.
Kommentare hoben die neue Sprache der Kirche hervor, sahen gar eine Kehrtwende etwa gegenüber Homosexuellen oder in der Frage eines Kommunionempfangs für wiederverheiratete Geschiedene. Daneben vermissten etliche Synodale in dem vorliegenden Text ein klares Wort zur Unauflöslichkeit des Ehesakraments. Der Begriff "Sünde" tauche kein einziges Mal auf, das Fehlverhalten von Katholiken in "ungeordneten" Lebensumständen werde nicht klar benannt, hieß es. Stattdessen vermittelten positive Worte über Zivilehen oder homosexuelle Lebensgemeinschaften den Eindruck, als rückte der Kirche vom Ideal von Ehe und Familie ab.
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Beim Pressebriefing am Mittwoch lobte der Erzbischof von Louisville, Joseph Edward Kurtz, den Zwischenbericht Erdös als "wundervollen Text" . (Quelle: ROME REPORTS in English )
Auch wenn die Synode zu einer vorsichtigeren Sprache zurückgekehrt ist, bleiben unterschiedliche Positionen innerhalb der Synode bestehen. Man könne jedoch nicht von "Lagern" innerhalb der Kirche oder der Synode, erst recht nicht von "organisierten Seilschaften" sprechen, betonten Insider. In den Sprachgruppen herrsche eine konstruktive und offene Arbeitsatmosphäre, die sich in gegenseitigem Respekt um einen Konsens bemühe.
Wird das Schlussdokument zurückhaltender formuliert sein?
Am Samstag muss die Bischofssynode ihr Schlusspapier vorlegen. Man kann davon ausgehen, dass es inhaltlich weiter gefasst und zurückhaltender formuliert sein wird als der Zwischenbericht. Schließlich möchte die Synode möglichst viele Teilnehmer auf den Weg zur zweiten und abschließenden Familiensynode im Herbst 2015 mitnehmen.
Gespannt wird man auch sein, wie sich der Papst zur Synode und ihrem Verlauf äußert. Franziskus hat an fast allen Sitzungen teilgenommen - aufmerksam und schweigend. Aber so wie er in einem Grußwort zu Beginn die Synodalen zu Offenheit und Ehrlichkeit aufrief, so dürfte er ihnen auch zum Abschluss eine Botschaft mit auf den Weg geben. Und die dürfte einen zusätzlichen Impuls für den weiteren "Weg der Synode" über die Familie enthalten.