Auch knapp eine Woche nach ihrem Ende sorgt die Familiensynode für weitere Diskussionen

Marx und Kasper loben, Meisner kritisiert

Veröffentlicht am 23.10.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Bild: © KNA
Familiensynode

Bonn ‐ Auch nach ihrem Abschluss ist die vatikanische Sondersynode zur Familie weiterhin Gesprächsthema bei Teilnehmern und Beobachtern. Während Kardinal Reinhard Marx die Ausrichtung der Synode lobte, sparte der emeritierte Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner , nicht mit Kritik an den Beratungen der Bischöfe.

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Marx verteidigte gegenüber der "Zeit" (Donnerstag) den Kurs von Papst Franziskus. Allein in den vergangenen ein bis zwei Jahren habe sich in der Kirche viel getan, sagte der Münchner Erzbischof der Wochenzeitung. Viele Themen, über die während der Weltbischofssynode im Vatikan diskutiert wurden, seien "bisher unverhandelbar" gewesen.

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Video: © Mediaplus X und Bernward Medien

Was bedeutet eigentlich das Wort Synode und welche Formen von diesen Bischofstreffen gibt es? Die Zeichentrickserie "Katholisch für Anfänger" erklärt es auf einfache Weise.

Deutsche Kirche ist mit ihren Problemen nicht alleine

Ihm selbst sei schon vor der Reise nach Rom bewusst gewesen, dass die Verhandlungen nicht einfach werden würden. "Eine Synode ist ein Auf und Ab", erklärte Marx. Kompromisse gehörten dazu, aber: "Auf die Richtung kommt es an!" Die deutsche Diskussionslage habe sich im Zwischenbericht zur Halbzeit der Synode durchaus widergespiegelt. Den Abschlussbericht bezeichnete Marx als "Kompromisstext", der Ausgangspunkt für weitere Diskussionen sein solle. Dafür wünsche er sich "unbedingt" die Einmischung der Gläubigen in Deutschland.

Ein "Aha-Erlebnis" sei für ihn gewesen, dass die Kirche in Deutschland und Europa nicht alleine mit ihren Problemen sei. "Es ist ja in den letzten Jahren durchaus insinuiert worden, ein anderer Umgang mit Wiederverheirateten oder mit Homosexuellen sei ein Phänomen des dekadenten Westens, und in der Weltkirche spielten diese Anliegen keine Rolle." Im Gespräch mit Kollegen aus Asien und Afrika habe er gemerkt, dass das nicht der Fall sei. Diese Themen seien "nicht erledigt", betonte Marx.

Zugleich warnte der Kardinal davor, den "Aufbruch in der Kirche" dafür zu missbrauchen, "nur Mehrheiten fürs eigene Lager zu organisieren". Wer jetzt so handle, habe "den Geist dieses Papstes nicht verstanden". Franziskus habe sich "mit seinem ganz eigenen Zutun und Mut auf den Weg gemacht". Der Papst wolle Bewegung und wisse genau, was er tue, betonte Marx.

Kasper: Debatte wird offen fortgeführt

Im Nachgang der Synode meldete sich auch Kurienkardinal Walter Kasper in der "Welt" (Donnerstag) noch einmal zu Wort gemeldet. Die Debatte über den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexuellen würde in aller Offenheit fortgeführt, so Kasper. "Es ist nichts blockiert", beurteilte er das Diskussionsklima nach der Familiensynode in Rom. "Ich bin überzeugt, dass wir am Ende einen breiten Konsens erzielen und einen Schritt auf die Homosexuellen zumachen", so Kasper weiter. Ähnliches gelte für die wiederverheirateten Geschiedenen.

Verwundert zeigte sich der 81-Jährige über das Abstimmungsverhalten einiger Mitbrüder bei der Verabschiedung des Schlussdokuments der Synode. In dem Entwurf hieß es, dass Homosexuellen mit "Achtung und Takt" zu begegnen sei und dass es eine "ungerechte Diskriminierung" nicht geben dürfe. Eine ähnliche Formulierung findet sich bereits im Katechismus der katholischen Kirche. Dass Synodale nun dagegen votierten, nannte Kasper schwer nachvollziehbar. "Einige wollten wohl weitergehenden Diskussionen vorbeugen."

Kasper: Es gab unschöne öffentliche Äußerungen

Während der Synode sei durchaus heftig gestritten worden, bekannte Kasper. Dies sei aber beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) schon so gewesen und habe der Kirche nicht geschadet. Allerdings habe sich die Medienlandschaft seither verändert und den emotionalen Druck auf manche Teilnehmer erhöht. Das sei der Sache nicht immer dienlich gewesen. "Es hat in den letzten Wochen unschöne öffentliche Äußerungen gegeben, keine Frage", so Kasper. "Wir haben uns am Schluss aber alle die Hand gegeben."

Auf die Frage, welche Position Papst Franziskus einnehme, antwortete Kasper, Franziskus wolle alle Seiten hören. "Welche Entscheidungen er genau bei der Familienethik fällen wird, weiß ich natürlich nicht. Aber nach meiner Einschätzung will er nach vorne gehen."

Joachim Meisner im Porträt
Bild: ©dpa/Oliver Berg

Kardinal Joachim Meisner in Köln, im Hintergrund sein erzbischöfliches Wappen.

Ähnlich äußerte sich der Frankfurter Jesuit Michael Sievernich. Bei der Bischofssynode habe sch der Papst "noch total zurückgehalten", erklärte er am Mittwochabend in Würzburg. Mit Entscheidungen zu den großen Streitthemen sei erst zur ordentlichen Synode im kommenden Jahr zu rechnen. Es gebe abseits der Debatten um homosexuelle Partnerschaften und geschiedene und wiederverheiratete Katholiken jedoch viel mehr Fragen, als es in den Medien vermittelt würde. Ein wichtiges Thema sei etwa die von der katholischen Kirche kritisch beurteilte Reproduktionsmedizin. Die am Wochenende beendete Synode werde "eine Pilotfunktion für den Rest der Gesellschaft haben", zeigte sich der Pastoraltheologe überzeugt.

Kardinal Meisner übt scharfe Kritik

Während andere Diskussionskultur und Ausrichtung der Synode lobten, fand der emeritierte Kölner Erzbischof Joachim Meisner deutliche Worte der Kritik: "Der heilige Papst Johannes Paul II. wurde unbegreiflicherweise gleichsam von den Vorbereitungsgremien der Synode ausgeschlossen", heißt es in einem Kommentar des Kardinals in der katholische Zeitung "Die Tagespost" (Mittwoch). Darin kritisiert er vor allem, dass keine Vertreter des römischen Instituts "Heiliger Johannes Paul II." für Studien über Ehe und Familie in den Vorbereitungs- oder Beratungsgremien der Synode vertreten gewesen seien. Dabei sei das lange Pontifikat von Johannes Paul II. (1978 - 2005) "theologisch und pastoral wesentlich akzentuiert von seiner Theologie von Ehe und Familie". (kim/KNA)