Theologin sieht kritische Minderheiten nicht ausreichend gewürdigt

Vorsitzende bedauern Rückzug von Westerhorstmann aus Synodalforum

Veröffentlicht am 20.06.2022 um 13:04 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die Theologin Katharina Westerhorstmann hatte die Debatten im Synodalforum zur Sexualmoral kritisiert und ihre Mitarbeit beendet. Nun äußerten sich die beiden Forumsvorsitzenden, Bischof Helmut Dieser und Birgit Mock, zu diesem Schritt.

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Die Vorsitzenden des Synodalforums "Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft" bedauern den Rückzug der Theologin Katharina Westerhorstmann aus dem Forum. Es ist ein wichtiger Teil des 2019 gestarteten Reformprozesses der katholischen Kirche in Deutschland, dem Synodalen Weg. "Der Synodale Weg braucht die inhaltliche Auseinandersetzung um unterschiedliche Sichtweisen", erklärten der Aachener Bischof Helmut Dieser und die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Birgit Mock, am Montag in Bonn. "Gleichzeitig folgt der Synodale Weg seiner Satzung und seinen selbstgegebenen Regeln. Dies macht es relevant, den Diskurs in den Foren und in der Synodalversammlung zu suchen und auch auf entsprechende Weise an Texten zu arbeiten." Es sei ihnen wichtig, das Gespräch nicht aufzugeben, sondern "immer in diesem Zusammenhang weiterzuführen".

Westerhorstmann hatte das Reformprojekt mehrfach öffentlich kritisiert. Unter anderem würden kritische Minderheiten nicht ausreichend berücksichtigt, sagte sie dem Sender K-TV. Schon von Beginn an habe aus ihrer Sicht die Linie hin zu einer Veränderung der katholischen Sexuallehre festgestanden, monierte die Professorin für Theologie und Medizinische Ethik der Franciscan University of Steubenville (Ohio, USA).

Westerhorstmann betonte vor wenigen Tagen, sie habe nur das Forum verlassen, nicht aber die Synodalversammlung als Ganze. Hier würde sie es allerdings begrüßen, wenn es mehr Zeit zum Gebet gäbe, ergänzte sie. Sie habe jedoch den Eindruck, man wolle möglichst rasch zu konkreten Beschlüssen kommen. Diesen zeitlichen und inhaltlichen Druck empfinde sie als schädlich.

Mitautorin eines Alternativtextes

Die Theologin hatte bereits im Herbst 2021 zusammen mit dem Passauer Bischof Stefan Oster, dem Bamberger Weihbischof Herwig Gössl und dem Trierer Moraltheologen Johannes Brantl ein alternatives Grundlagenpapier für das Forum zu Sexualmoral veröffentlicht. Darin hatten sie betont, anders als Teile des mit großer Mehrheit verabschiedeten Grundtextes widerspreche ihr Vorschlag nicht der geltenden kirchlichen Lehre. Im Sommer 2021 hatte sich Westerhorstmann für eine vorläufige Aussetzung des Synodalen Wegs ausgesprochen. Stattdessen solle der Dialog an den von Papst Franziskus angekündigten weltweiten synodalen Prozess angebunden und neu aufgesetzt werden.

Die Kritik der Theologin an der Arbeit innerhalb des Synodalforums zur Sexualmoral wies Hendrik Johannemann, der dem Forum angehört, zurück. Westerhorstmann habe sich nicht in die Redaktionsgruppen eingebracht, die an einem neuen Grundlagentext und an verschiedenen Handlungstexten gearbeitet hätten, sagte er vergangene Woche gegenüber katholisch.de. Dort hätte sie die Arbeit des Synodalforums aktiv mitgestalten können. Andere theologisch eher "konservative" Mitglieder des Forums hätten an der Textarbeit mitgewirkt. Bei den Diskussionen im Forum hätten alle Mitglieder "stets versucht, offen und redlich miteinander zu diskutieren, einander zuzuhören und keine kritischen Themen auszusparen".

Der von den deutschen Bischöfen und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) 2019 angestoßene Synodale Weg soll sich vor allem mit Sexualmoral, priesterlicher Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie der Rolle von Frauen in der Kirche befassen. Höchstes Gremium ist die Synodalversammlung; daneben gibt es vorbereitende Foren zu den vier Kernthemen. (mal/KNA)