Standpunkt

Raus aus den "Grauzonen": Frauenämter ins Kirchenrecht

Veröffentlicht am 12.07.2022 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Frauen prägen mit ihrem Einsatz das Gesicht der Kirche vor Ort, kommentiert Christoph Brüwer. Oftmals sei das aber nur durch Ausnahmeregelungen und die Ausnutzung von Grauzonen möglich. Dies sollte ein Ende haben, denn gute Beispiele gebe es bereits.

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Seit nunmehr 30 Jahren dürfen offiziell auch Mädchen ministrieren. Ministrantinnen sind in den Gemeinden in Deutschland heute eine Selbstverständlichkeit, inzwischen gibt es laut Zahlen der Deutschen Bischofskonferenz sogar mehr Mädchen als Jungen, die sich als Messdiener engagieren. Als Papst Johannes Paul II. den Zugang zu diesem Amt offiziell für Mädchen öffnete, waren Minstrantinnen in Europa schon keine Seltenheit mehr.

Ähnlich verhält es sich heute in anderen Bereichen des kirchlichen Lebens: Im Bistum Essen beauftragte Bischof Franz-Josef Overbeck etwa bereits Frauen mit der Taufspendung. Das Frauenforum im Erzbistum München und Freising forderte Kardinal Reinhard Marx am Wochenende dazu auf, diesen Schritt ebenfalls zu gehen – und sich auch für die Ehe-Assistenz von Gemeinde- und Pastoralreferentinnen einzusetzen. An Aktionstagen predigen bereits Frauen auch in Eucharistiefeiern. Selbst Gemeinden werden in einigen Bistümern schon von Frauen geleitet.

Grundsätzlich spielen Frauen in den Gemeinden eine unheimlich wichtige Rolle, nicht selten halten sie das religiöse Leben vor Ort am Laufen, sowohl haupt- als auch ehrenamtlich. Sie prägen längst das Gesicht der Kirche – oft allerdings nur durch Ausnahmeregelungen und "kirchenrechtliche Grauzonen".

Vor Kurzem kündigte Papst Franziskus in einem Reuters-Interview an, zwei Frauen in die Auswahlkommission des vatikanischen Bischofsdikasteriums berufen zu wollen. Dieser Schritt ist richtig und wichtig, um die Männerbünde aufzubrechen, die in der Kirche an vielen Orten Missbrauch begünstigt und ermöglicht haben. Wichtig ist es aber auch, nicht nur bei der Berufung von einzelnen Frauen an die Spitze von Vatikan-Dikasterien stehen zu bleiben. Der Papst sollte auch Frauen in den Gemeinden ihren Dienst offiziell und explizit ermöglichen – bei Taufen, Ehe-Assistenz, in der Predigt und darüber hinaus. Gute Beispiele dafür gibt es bereits. Jetzt ist die Chance da, diese auch im Kirchenrecht zu verankern – und eine Erfolgsgeschichte wie die der Ministrantinnen neu zu schreiben.

Von Christoph Brüwer

Der Autor

Christoph Brüwer ist Redakteur bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.