Papst Franziskus sei "bereit zu hören und zu lernen"

Theologin Sattler: Synodaler Weg kann nicht mehr scheitern

Veröffentlicht am 12.07.2022 um 16:54 Uhr – Lesedauer: 

Cloppenburg ‐ Obwohl der Synodale Weg erst einige wenige konkrete Beschlüsse gefasst hat, hat er aus Sicht der Münsteraner Theologin Dorothea Sattler schon viel erreicht. Außerdem sieht sie theologische Argumentationslinien für die Frauenweihe in der Bibel.

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Aus Sicht der Münsteraner Theologin Dorothea Sattler hat der Synodale Weg bereits viel erreicht. "Wir haben jetzt schon eine Offenheit erreicht, die es in dieser Form noch nie gegeben hat, und die ich in dieser Kürze nicht erwartet hätte", sagt Sattler bei einer Diskussionsveranstaltung in der Katholischen Akademie Stapelfeld in Cloppenburg, über die das Internetportal "Kirche+Leben" (Dienstag) berichtet. Demnach ist Sattler überzeugt: "Der Synodale Weg kann nicht mehr scheitern!" Sie habe noch nie eine Zeit erlebt, in der mit einer so hohen Offenheit und Bereitschaft zur theologischen Argumentation über anstehende Fragen gesprochen wurde.

In ihrem Vortrag sprach Sattler auch über die theologischen Argumentationslinien des Synodalen Wegs für eine Weihe von Frauen. So gebe die Bibel durchaus eine Auskunft dazu, etwa in den Berichten über Ostern. Frauen seien von Gott berufen, diese Osterbotschaft zu verkünden, etwa Maria von Magdala, sagte Sattler. Auch in den paulinischen Gemeinden habe es Frauen gegeben, die verkündend tätig gewesen seien. "Auf sie berufen wir uns, wenn wir heute fragen: Was möchte Gott? Welche Berufung haben Frauen? Wie können wir das Evangelium heute leben?", so die Theologin. Das Argument, dass Jesus ein Mann gewesen sei, überzeuge sie nicht. Sie komme aus einer theologischen Tradition, der es auf die Menschwerdung ankomme. Dass er Mann sei, trete dahinter zurück.

Gegner von Frauenweihe "deutlich in der Minderheit"

Angesprochen auf möglichen Gegenwind durch Bischöfe oder den Papst sagte Sattler, dass diejenigen, die gegen eine Teilhabe von Frauen in allen Diensten und Ämtern seien, "deutlich in der Minderheit" seien – auch unter den Bischöfen. Auch mit Blick auf die Weltkirche nehme sie hier Bewegung wahr. Papst Franziskus sei ihrer Wahrnehmung nach "sehr wach und hörbereit", so Sattler. "Er ist zwar in der Frage des Frauenbilds nicht auf unserer Seite. Aber nach meiner Einschätzung ist er bereit zu hören und zu lernen." Es werde folglich zwar nicht rasch gehen, aber die Argumente seien das Entscheidende und der Weg werde zum Ziel führen.

Dorothea Sattler ist Direktorin des Ökumenischen Instituts der Universität Münster. Gemeinsam mit dem Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode leitet sie das Forum III "Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche" des Synodalen Wegs. (cbr)