Vatikan verpflichtet sich zu nachhaltiger Investitionsstrategie
Der Heilige Stuhl erlegt sich eine strengere Investitionsstrategie auf. Damit solle sichergestellt werden, dass die Investitionen "einen Beitrag zu einer gerechteren und nachhaltigeren Welt" leisteten und sich – ohne finanzielle Spekulationen – von einem "moralischen und kulturellen" Grundsatz leiten ließen, wie der Vatikan am Dienstag bekannt gab. Zugleich solle bei Erhalt des realen Wertes eine ausreichende Rendite erwirtschaftet werden, um die Aktivitäten des Vatikan nachhaltig mitzufinanzieren.
Diese neue Strategie wurde vom Wirtschaftssekretariat veröffentlicht und greift demnach ab dem 1. September für fünf Jahre, wobei es eine Übergangsphase zur Anpassung der Investitionen gibt. Die Kontrolle über die Investitionen liegt alleinig bei der vatikanischen Güterverwaltung APSA. Deren Konto bei der Vatikanbank IOR müssen alle Kurieneinrichtungen ihre Finanzanlagen anvertrauen.
Die APSA soll dann einen einzigen Fonds einrichten, in dem wiederum für die einzelnen Finanzinstrumente Konten eingerichtet werden. Die Tätigkeiten der APSA wiederum soll das neugegründete vatikanische Komitee für Investitionen unter Leitung von Kurienkardinal Kevin Joseph Farrell beaufsichtigen.
Statuten veröffentlicht
Das Komitee für Investitionen veröffentlichte am Dienstag auch seine Statuten. "Das Komitee ist verantwortlich für alle Investitionen des Fonds der zentralen Entitäten", heißt es darin. So soll es die Mandate ausarbeiten, welche die APSA an Portfolio Manager ausgibt. Darüber hinaus soll ein "Compliance Officer" die Arbeit des Ausschusses kontrollieren, um sicherzustellen, dass keine Interessenskonflikte und zu große Investitionsrisiken entstehen.
Die Investitionspolitik des Vatikan hatte in den vergangenen Jahren immer wieder für negative Schlagzeilen gesorgt. Besonders viel Aufmerksamkeit erhält der derzeit laufende Vatikan-Strafprozess wegen Fehlinvestitionen in eine Londoner Luxusimmobilie. In diesem Zusammenhang sind zehn Mitarbeiter und Berater des Vatikan angeklagt. Unter ihnen auch Kardinal Giovanni Angelo Becciu, der früher eine zentrale Aufgabe im Staatssekretariat innehatte.
Den Angeklagten werden unter anderem Veruntreuung, Betrug, Erpressung und Amtsmissbrauch vorgeworfen. Der Skandal sorgte nicht zuletzt deshalb für Empörung, weil im Raum steht, das investierte Geld stamme auch aus den weltweiten Kollekten des Peterspfennigs. Dies wies der Vatikan jedoch beim Verkauf der Immobilie Anfang des Monats erneut zurück. (KNA)
19.7., 16:30 Uhr: Ergänzt um weitere Details.