Präsidenten des Synodalen Wegs kritisieren Vatikan-Erklärung
Die Präsidenten des Synodalen Wegs, Bischof Georg Bätzing und Irme Stetter-Karp, haben deutliche Kritik an der am Donnerstag überraschend veröffentlichten Erklärung des Heiligen Stuhls zum Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland geäußert. "Die Art der heutigen Kommunikation" löse bei ihnen "Verwunderung" aus, erklärten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) am Donnerstagabend in einer gemeinsamen Stellungnahme. Und weiter: "Es zeugt von keinem guten Stil der Kommunikation innerhalb der Kirche, wenn nicht namentlich gezeichnete Erklärungen veröffentlicht werden."
"Synodale Kirche geht nach unserem Verständnis anders"
In der Geschäftsordnung und der Satzung des Synodalen Wegs sei "die aus unserer Sicht notwendige und von uns gewollte Kommunikation mit dem Apostolischen Stuhl" formuliert, so Bätzing und Stetter-Karp weiter. Der Apostolische Nuntius in Deutschland sei zur dauerhaften beobachtenden Teilnahme an dem Reformprozess eingeladen. Außerdem bemühe sich das Präsidium des Synodalen Wegs seit Beginn um direkte Wege der Kommunikation mit den römischen Stellen. "Dies wäre unseres Erachtens der Ort für solche Klärungen. Leider ist das Synodalpräsidium bis heute nicht zu einem Gespräch eingeladen worden. Dass diese direkte Kommunikation bislang nicht stattfindet, bedauern wir irritiert. Synodale Kirche geht nach unserem Verständnis anders", so die beiden Präsidenten.
Darüber hinaus wiesen Bätzing und Stetter-Karp die Erklärung des Heiligen Stuhls auch inhaltlich zurück: "Wir werden nicht müde zu betonen, dass die Kirche in Deutschland keinen 'deutschen Sonderweg' gehen wird. Dennoch sehen wir es als unsere Pflicht an, klar zu benennen, wo aus unserer Sicht Änderungen notwendig sind. Dabei spüren wir bereits jetzt, dass die von uns benannten Probleme und Fragen weltweit ähnlich sind." Zudem, so der Bischof und die ZdK-Präsidentin, wolle man in Erinnerung rufen, dass der Synodale Weg die Konsequenz aus der MHG-Studie von 2018 sei – "und wir sind dankbar, dass die Bischöfe und das ZdK diesen Weg gemeinsam gehen und sich der Unterstützung und aktiven Mitarbeit des pilgernden Volkes Gottes gewiss sein dürfen".
Heiliger Stuhl überraschte am Nachmittag mit Erklärung
Zugleich betonten Bätzing und Stetter-Karp, dass man sich "selbstverständlich wie geplant" mit den Erfahrungen und Ergebnissen des Synodalen Wegs in den synodalen Prozess der Weltkirche einbringen werde: "Wir haben stets betont, dass wir diesen durch unsere Arbeiten aktiv mitgestalten wollen." Denn man sei überzeugt, dass dies zu einer "gegenseitigen Bereicherung" führe. Die nächste Synodalversammlung Anfang September werde der Ort sein, um das Anliegen des Heiligen Stuhls ebenso aufzugreifen wie zu diskutieren.
Der Heilige Stuhl hatte am Donnerstag in einer überraschenden Erklärung mit Blick auf den Synodalen Weg vor Alleingängen bei Kirchenreformen gewarnt. Der deutsche Reformprozess sei "nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten", so der Heilige Stuhl. Vor einer mit der gesamten Weltkirche abgestimmten Übereinkunft dürften in den Bistümern keine neuen amtlichen Strukturen oder Lehren eingeführt werden, "welche eine Verletzung der kirchlichen Gemeinschaft und eine Bedrohung der Einheit der Kirche darstellen würden". Es sei aber "wünschenswert", dass die Vorschläge des Synodalen Weges "in den synodalen Prozess, auf dem die Universalkirche unterwegs ist, einfließen mögen". Wer hinter dem Papier steckt ist bislang unklar. Für viele Beobachter kam die Veröffentlichung überraschend; inhaltlich beruft sie sich auf frühere Äußerungen von Papst Franziskus. (stz)
Die Erklärung der Präsidenten des Synodalen Weges im Wortlaut
"Wir begrüßen, dass der Heilige Stuhl noch einmal hervorhebt, wozu wir uns bereits vor dem Beginn des Synodalen Weges 2019 in der Satzung und Geschäftsordnung verpflichtet haben:
'Beschlüsse der Synodalversammlung entfalten von sich aus keine Rechtswirkung. Die Vollmacht der Bischofskonferenz und der einzelnen Diözesanbischöfe, im Rahmen ihrer jeweiligen Zuständigkeit Rechtsnormen zu erlassen und ihr Lehramt auszuüben, bleibt durch die Beschlüsse unberührt.'
'Beschlüsse, deren Themen einer gesamtkirchlichen Regelung vorbehalten sind, werden dem Apostolischen Stuhl als Votum des Synodalen Weges übermittelt.' (Artikel 11 und 12)
Wir werden nicht müde zu betonen, dass die Kirche in Deutschland keinen „deutschen Sonderweg“ gehen wird. Dennoch sehen wir es als unsere Pflicht an, klar zu benennen, wo aus unserer Sicht Änderungen notwendig sind. Dabei spüren wir bereits jetzt, dass die von uns benannten Probleme und Fragen weltweit ähnlich sind.
Wir möchten ebenfalls in Erinnerung rufen, dass der Synodale Weg die Konsequenz aus der Studie 'Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz' (MHG-Studie) ist und wir sind dankbar, dass die Bischöfe und das ZdK diesen Weg gemeinsam gehen und sich der Unterstützung und aktiven Mitarbeit des pilgernden Volkes Gottes gewiss sein dürfen.
2021 hat Papst Franziskus einen weltweiten synodalen Prozess eröffnet. Wir werden uns selbstverständlich wie geplant – und auch dazu ermutigt uns die heutige Erklärung – mit Erfahrungen und Ergebnissen des Synodalen Weges in den synodalen Prozess der Weltkirche einbringen. Wir haben stets betont, dass wir diesen durch unsere Arbeiten aktiv mitgestalten wollen. Denn wir sind überzeugt, dass dies zu einer 'gegenseitigen Bereicherung' (Erklärung des Heiligen Stuhls) führt.
In der Geschäftsordnung und Satzung des Synodalen Weges formulieren wir die aus unserer Sicht notwendige und von uns gewollte Kommunikation mit dem Apostolischen Stuhl. Der Apostolische Nuntius in Deutschland ist zur dauerhaften beobachtenden Teilnahme am Synodalen Weg eingeladen. Wir bemühen uns seit Beginn des Synodalen Weges von Seiten des Präsidiums um direkte Wege der Kommunikation mit den römischen Stellen. Dies wäre unseres Erachtens der Ort für solche Klärungen. Leider ist das Synodalpräsidium bis heute nicht zu einem Gespräch eingeladen worden. Dass diese direkte Kommunikation bislang nicht stattfindet, bedauern wir irritiert. Synodale Kirche geht nach unserem Verständnis anders! Das gilt auch für die Art der heutigen Kommunikation, die bei uns Verwunderung auslöst. Es zeugt von keinem guten Stil der Kommunikation innerhalb der Kirche, wenn nicht namentlich gezeichnete Erklärungen veröffentlicht werden.
Die nächste Synodalversammlung wird der Ort sein, um das Anliegen des Heiligen Stuhls ebenso aufzugreifen wie zu diskutieren. Nochmals betonen wir als Präsidenten des Synodalen Weges, dass uns an einem baldigen Gespräch mit möglichst vielen Stellen innerhalb der römischen Kurie gelegen ist."