Der Vatikan – ein Meister der groben Kommunikation
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Anonyme Briefe? So etwas trudelt in Redaktionsbriefkästen manchmal ein. Was tun? Ungeöffnet in die "Ablage P" wie Papierkorb? Oder erst mal lesen? Man weiß ja nie. Und man ist vom Beruf her neugierig.
Ich halte anonyme Schreiben für übel. Doch so etwas hat der Vatikan, ein Meister der groben Kommunikation, dieser Tage nach Deutschland geschickt. Ohne Anschreiben, ohne Unterschrift wird dem Synodalen Weg der deutschen Katholiken, also Bischöfen und Laienvertretern in barscher Art klar gemacht, was die Präambel des Synodalen Wegs ohnehin besagt: Dass die deutsche Kirche keinen vom Papst getrennten Sonderweg einschlagen darf.
Anonyme Schreiben machen Stimmung, sie schüchtern Bischöfe ein, die nun dröhnend schweigen. Wie so ein anonymes Schreiben entsteht? Nach vielen Jahren Rom-Berichterstattung wissen Journalisten: Es braucht einen Initiator. Der spricht im Geheimen Leute im Vatikan an und bittet um ein Schreiben mit dem von ihm gewünschten Inhalt. Das fertigen "Freunde" im Vatikan an. Keiner traut sich, seinen Namen darunter zu setzen. Manchmal wird nicht einmal ein persönlicher Adressat genannt. Es handelt sich um ein Foulspiel in der Kommunikation. Rom ist darin geübt, seit über hundert Jahren. Das einzige Kraut, das gegen solch einen römischen Sittenverfall gewachsen ist, ist die offene, selbstbewusste, faire Kommunikation auf der Empfängerseite. Nur so können am Ende transparente Argumente und nicht anonyme Unterstellungen siegen.
Der Autor
Thomas Seiterich ist Ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift "Publik-Forum".Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.