Krise in Köln: Am Vertrauensverlust sind nicht die Medien schuld
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Dass es im Erzbistum Köln "große Fehler" bei der Kommunikation gibt, hat im vergangenen Jahr schon Papst Franziskus festgestellt. Und auch bei den am vergangenen Freitag veröffentlichten Enthüllungen des "Kölner Stadt-Anzeigers" geht es wieder um die Kommunikation von Erzbistum und Kardinal Rainer Maria Woelki.
Bei der am gestrigen Mittwoch veröffentlichten Erklärung ist es daher durchaus verwunderlich, dass sich nicht Woelki selbst, dem die Vorwürfe neben seinem damaligen Generalvikar Markus Hofmann gelten, sondern sein Generalvikar Guido Assmann zunächst an die Mitarbeitenden und dann an die Öffentlichkeit gewandt hat. Denn der 58-Jährige ist erst seit Anfang Juli im Amt – also weit nach der ominösen Sitzung mit dem Betroffenenbeirat zum Gutachter-Wechsel im Oktober 2020.
Für eine erfolgreiche Aufarbeitung bedürfe es "einer Menge an Vertrauen bei den Betroffenen", betont Assmann nun – und sucht die Schuldigen für das verlorengegangene Vertrauen in denjenigen, die aus vertraulichen Papieren, Mails oder Gesprächen informieren und damit "dem gesamten Erzbistum, den Mitarbeitenden und nicht zuletzt denjenigen, die Betroffene sind", schaden.
Dabei sind es nicht die Medien oder die sogenannten "Whistleblower", die Schuld am fehlenden Vertrauen in die Kirche sind, sondern diejenigen, die missbraucht und vertuscht haben und die systemischen Ursachen nicht bekämpfen wollen. Die Medien dagegen erfüllen vor allem ihre Aufgabe, indem sie aufdecken, was in Aufarbeitung und Kommunikation in der Vergangenheit schiefgelaufen ist. Statt einer reinen Verteidigungshaltung wäre dagegen an manchen Stellen eher ein "mea culpa" angebracht.
Hierfür bedarf es auch keines Kommunikationsexperten. Es reicht, den Missbrauchsbetroffenen ehrlich zuzuhören und wahrzunehmen, wo sie sich instrumentalisiert oder übergangen fühlen. So kann die Betroffenenperspektive wirklich handlungsleitend werden – so, wie Assmann und Woelki immer wieder betonen.
Immerhin, in seiner Erklärung räumt Assmann ein: "Dass die Sitzung im Oktober 2020 im Nachgang von den Betroffenen, die an der Sitzung teilgenommen haben, unterschiedlich bewertet wird und sich ein Betroffener instrumentalisiert fühlt, zeigt mir, dass wir im Umgang mit Betroffenen noch sensibler werden müssen." Diese Erkenntnis kann für die Zukunft ein Anfang sein. Offene Fragen bleiben aber dennoch.
Der Autor
Christoph Brüwer ist Redakteur bei katholisch.de.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.