Kirchenmitglieder zahlen weniger für Strom
In Berlin und Brandenburg zahlen Kirchenmitglieder weniger für den Strom. Anstatt des normalen Neukundenpreis etwa bei den Stadtwerken Potsdam von 39,76 Cent pro Kilowattstunde ab September sind es für Katholiken lediglich 25,28 und für Protestanten 29,71 Cent, wie die "Bild" am Donnerstag berichtet. Der Grund sind besondere Verträge.
Bereits seit dem Jahr 2004 können Kirchenmitglieder in den beiden Bundesländern durch den Tarif "EchtKircheÖko" Ökostrom über ihre Gemeinden beziehen. Dieser war zunächst kein finanzieller Vorteil. Nach den Angaben des Ökumenischen Ökologiekreises Potsdam sei Ziel der Verhandlungen mit den Stadtwerken damals gewesen, Strom mit möglichst geringer CO2-Belastung aus regionaler Kraft-Wärme-Kopplung zu beziehen. Inzwischen sei daraus ein zu 100 Prozent zertifizierter Ökostrom geworden. Dabei zahlten die Stadtwerke für jede von Kirchenstromabnehmern bezogene Kilowattstunde zusätzlich 1,5 Cent in einen Umweltfonds zur Finanzierung ökologischer Projekte. Die aktuellen Preissteigerungen gelten hier nur in geringem Ausmaß.
Gegen die Regelung gibt es Kritik. So sagte der Linken-Politiker Stefan Wollenberg, es dürfe keine "Bevorzugung religiöser Überzeugung bei Strom- und Gaspreisen" geben.
Stadtwerke: Keine Bevorzugung von Glaubensrichtungen
Dagegen betonten die Stadtwerke in einer Pressemitteilung, dass jede Institution mit ihnen entsprechende Vereinbarungen für ihre Mitglieder abschließen könne. So gebe es rund 100 vergleichbare Rahmenverträge. Dabei gehe es "nicht um die Bevorzugung von Glaubensrichtungen". Vielmehr seien beim Abschluss der Kooperationsverträge mit den Kirchen die Bezugspreise für Strom und Gas im Vergleich zu heute günstig gewesen. Nach Auslaufen der Preisbindung würden auch die Verträge mit den Kirchen neu verhandelt.
Eine Sprecherin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) betonte gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), bei den Sondertarifen für Strom und Gas hätten die Kundinnen und Kunden oft Jahre lang einen höheren Bezugspreis gezahlt, bevor sie jetzt günstigere Konditionen hätten als andere Vertragspartner der Stadtwerke. Nach Angaben der Sprecherin wird eine Kirchenmitgliedschaft bei solchen Verträgen mit den Stadtwerken weder erfragt noch nachgeprüft. (cph/cbr/KNA)
12.08.22, 18.30 Uhr: Ergänzt um weitere Details und Stimmen der Stadtwerke und der EKBO.