Betroffenenvertreter Bauer: Wurden vom Erzbistum instrumentalisiert
Der ehemalige Sprecher des Betroffenenbeirats im Erzbistum Köln, Patrick Bauer, hat erneut betont, bei der PR-Strategie um einen Gutachter-Wechsel der Erzdiözese instrumentalisiert worden zu sein. "Ich bleibe dabei: Wir sind instrumentalisiert worden. Wir waren nur die Steigbügelhalter. Wir sind wie dressierte Tiere vorgeführt worden", betonte Bauer in einer am Freitagabend auf Facebook veröffentlichten Stellungnahme. "Dies war Missbrauch des Beirates und die Verletzung jeglichen Ethos von fürsorglichen Seelsorgern."
Bauer bezieht sich in seinem Schreiben auf eine von Peter Bringmann-Henselder verbreitete Pressemitteilung, der nach Bauer Sprecher des Betroffenenbeirats im Erzbistum war. Darin weist das Gremium die Kritik zurück, im Zusammenhang mit der Nichtveröffentlichung des ersten Kölner Missbrauchsgutachtens instrumentalisiert worden zu sein. "Tatsache ist, dass wir unsere Ideen zur Erstellung des Gutachtens vortragen konnten. Ein bis dato einmaliger Vorgang in einem deutschen Bistum. Für uns ist dieses monatelange lautstarke Medienspektakel immer unerträglicher geworden – ein erneuter Missbrauch unseres erfahrenen Leids."
Hintergrund ist die Veröffentlichung von internen Papieren zur PR-Strategie des Erzbistums im Umgang mit dem Betroffenenbeirat. Die beauftragten PR-Experten sollen einem Bericht des "Kölner Stadt-Anzeigers" zufolge dem Kardinal und seinem damaligen Generalvikar Markus Hofmann geraten haben, den Betroffenenbeirat mit Blick auf den Gutachter-Wechsel im Oktober 2020 auf Linie zu bringen. Gegenüber der "Kölner Rundschau" betonte Bringmann-Henselder, dass die fragliche Sitzung anders verlaufen sei als von ehemaligen Beiratsmitgliedern dargestellt. "Das alles geschah weder unter Druck noch irgendeiner Beeinflussung. Inszeniert war hier nichts." In einer Stellungnahme wies auch der jetzige Kölner Generalvikar Guido Assmann den Vorwurf zurück, das Erzbistum habe den Betroffenenbeirat für die eigene Krisenkommunikation instrumentalisiert. Es habe nie das Ziel gegeben, den Betroffenenbeirat "zu einem bestimmten Stimmverhalten zu animieren", so der Generalvikar
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Bauer dagegen betont, dass die Sitzung am 20. Oktober 2020 "von Fachleuten geplant und inszeniert" worden sei, "um die Betroffenen für die Interessen der Bistumsleitung zu gewinnen". Kardinal Rainer Maria Woelki habe die Sitzung mit den Worten "Ich brauche Ihre Hilfe. Ich muss eine Entscheidung fällen und sie fällt mir so schwer" eröffnet. Die Strafrechtsexperten Matthias Jahn, Björn Gercke und seine Kollegin hätten die Anwesenden demnach mit Argumenten konfrontiert, warum das erste Gutachten der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) nicht "gerichtsfest" sei. Daher hätten Missbrauchsvertreter und auch er selbst dem Erzbischof geraten, das Gutachten nicht zu veröffentlichen, so Bauer, der Mitglied im Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz ist.
Ihm sei erst am darauffolgenden Wochenende klar geworden, dass die Bistumsleitung schon Anfang September entschieden haben musste, "etwas gegen die Untersuchung aus München zu unternehmen", da man sonst nicht die Gutachten in Auftrag gegeben hätte. Daraus ergebe sich, "dass die Endscheidung bereits gefallen war, bevor der Beirat eingeladen wurde". Die damaligen Sprecher des Betroffenenbeirats, Karl Haucke und er, seien nicht in die Vorbereitung der Sitzung eingebunden worden, hätten keine Zeit und Möglichkeit gehabt, sich mit der Thematik zu beschäftigen. Die Gutachten seien erst nach der Sitzung verschickt worden. "Selbst wenn der Verlauf der Sitzung nicht von der Beratungsfirma geplant war, so war doch alles darauf ausgelegt, uns im Vorlauf der Sitzung im Unklaren zu lassen, uns zu beeinflussen und zu einer klaren, schnellen und im Sinne der Bistumsleitung lautenden Endscheidung zu führen", so Bauer. (cbr)