Aufruf zum Gebet für die Ukraine – Solidarität mit Menschen in Nicaragua

Papst Franziskus: Das Risiko der Liebe eingehen

Veröffentlicht am 21.08.2022 um 15:09 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Mit Schmerz und Sorge verfolge er die Situation in Nicaragua, sagte Papst Franziskus beim Mittagsgebet am Sonntag. Auch für die Menschen in der Ukraine rief er zum Gebet auf. Zugleich ermahnte er, "das Risiko der Liebe" einzugehen.

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Papst Franziskus hat die Menschen dazu aufgefordert, das "Risiko der Liebe" einzugehen. Jesus nachzufolgen bedeute, ein Leben in Liebe und Selbsthingabe zu führen, so der Papst beim sonntäglichen Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Dies verlange weniger Egoismus, Arroganz, Stolz und Selbstgenügsamkeit sowie ein Überwinden der Trägheit, "um das Risiko der Liebe einzugehen".

Das Kirchenoberhaupt erinnerte dabei an die "täglichen Gesten der Liebe, die uns so viel Mühe kosten". Etwa Eltern, die sich um ihre Kinder, Menschen, die sich um Alte, Arme und Schwache kümmerten. Er erwähnte diejenigen, "die wegen ihres Glaubens leiden, aber weiter beten und lieben", wie auch jene, "die auf das Böse mit dem Guten antworten, die Kraft zum Verzeihen und den Mut zum Neubeginn finden".

Abschließend forderte Franziskus, "nicht die breite Tür der eigenen Bequemlichkeit zu wählen, sondern die enge Tür Jesu, ein Leben in Liebe".

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Beim Mittagsgebet betonte Papst Franziskus auch seine Verbundenheit mit den Menschen in Nicaragua. Mit Schmerz und Sorge verfolge er die Situation der Menschen und Institutionen dort, so das Kirchenoberhaupt. Er hoffe, dass durch einen offenen und ehrlichen Dialog Wege für ein friedliches und respektvolles Zusammenleben gefunden werden können.

Am Freitag hatten Polizeikräfte in Nicaragua das Bischofshaus von Matagalpa gestürmt und den regierungskritischen Diözesanbischof Rolando Alvarez sowie sieben weitere Personen festgenommen. Laut Polizei wurde er später in der Hauptstadt Managua unter Hausarrest gestellt. Zuvor hatten Polizisten mehr als zwei Wochen lang das Bischofshaus umstellt.

Dem 55-jährigen Bischof wird von den Behörden vorgeworfen, in Kontakt mit "gewalttätigen Gruppen" zu stehen, die "Hassverbrechen gegen die Bevölkerung ausführen wollen", um damit "den Staat Nicaragua zu destabilisieren sowie Verfassungsorgane zu attackieren", wie die Polizei am 5. August mitteilte. Zuvor hatte Alvarez öffentlich gegen die Schließung mehrerer katholischer Radiostationen in seinem mittelamerikanischen Heimatland protestiert.

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Die Festnahme des Bischofs bedeutet eine weitere Eskalation im Konflikt zwischen Staat und Kirche in Nicaragua. Seit Jahren kritisieren zahlreiche Kirchenvertreter die Menschenrechtsverletzungen der sandinistischen Regierung. Die wiederum reagiert mit drastischen Maßnahmen, lässt immer wieder Gotteshäuser umstellen, Geistliche und Gläubige einschüchtern.

Auch die italienischen Bischöfe erklärten sich am Samstagabend solidarisch mit den Menschen in Nicaragua. Die Vorfälle seien "besonders besorgniserregend". So richteten sie sich nicht nur gegen Christen, "die an der rechtmäßigen Ausübung ihres Glaubens gehindert werden". Sie erfolgten auch zu einer Zeit, "in der die grundlegendsten Menschenrechte ernsthaft bedroht zu sein scheinen", heißt es in einer Nachricht des Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Matteo Zuppi. Weiter forderten die Bischöfe die politischen Entscheidungsträger auf, "die Religions- und Meinungsfreiheit nicht nur für die Mitglieder der katholischen Kirche, sondern für alle Bürger zu garantieren".

Am Sonntag erinnerte Papst Franziskus darüber hinaus auch an den Krieg und die Menschen in der Ukraine. "Beten wir weiterhin für das leidgeprüfte ukrainische Volk, das unmenschliche Grausamkeit erdulden muss", so das Kirchenoberhaupt. Seit Beginn des Krieges erinnert Franziskus nahezu jede Woche beim Angelus-Gebet und zu anderen Gelegenheiten an die Menschen in der Ukraine. Derzeit häufen sich Spekulationen über einen möglichen Besuch des 85-Jährigen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew rund um die päpstliche Kasachstan-Reise Mitte September. (cbr/KNA)