Unternehmensberater: Papst schadet sich durch Umgang mit Woelki
Der Führungskräftecoach Tobias Heisig kritisiert den Umgang von Papst Franziskus mit dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Im Interview mit "kath.ch" sagte der Theologe und Unternehmensberater am Montag, dass der Umgang des Papstes mit dem Rücktrittsgesuch des Erzbischofs Franziskus selbst mehr schade als Woelki, "weil eben nicht klar wird, wo er hinwill". Zwar sei es in der Wirtschaft nicht ungewöhnlich, dass Führungskräfte gebeten werden, selbst zu kündigen, um ihnen einen gesichtswahrenden Abgang zu ermöglichen. Das Vorgehen des Papstes wirke aber nicht konsequent. Es fördere "Desorientierung und – je nach Lager – Erwartungen, die sich dann als Illusion erwiesen", betonte Heisig.
Beschwerden über Führungskräfte würden nicht per se schlechte Führung bedeuten. "Es kann aber eine Situation entstehen, in der ein Verbleib in der Position nicht länger sinnvoll ist. Dann sollte die obere Führungsebene ein Ausstiegsszenario suchen", erläuterte der Unternehmensberater. Unüblich sei es jedoch, das publik zu machen.
Woelki hatte nach der Rückkehr aus seiner Auszeit in einem Hirtenbrief mitgeteilt, dass er dem Papst seinen Rücktritt als Ausdruck einer "Haltung innerer Freiheit" angeboten hat. Später wurde durch ein Papst-Interview bekannt, dass Franziskus selbst ihn gebeten hatte, ein Rücktrittsgesuch zu verfassen. Zugleich kritisierte der Papst, dass es viele Gruppen gebe, die in der Causa Köln Druck machten – "aber unter Druck ist es nicht möglich, zu unterscheiden". Er warte deshalb mit einer Entscheidung über das Rücktrittsgesuch, bis es keinen Druck mehr gebe. Heisig zeigte sich von dieser Argumentation nicht überzeugt angesichts des "Drucks, der aus der Realität kommt": "So wirkt das Vorgehen so, als wolle man sich aus der Verantwortung stehlen, in dem man sich der Realität nicht stellt und nicht miteinander ins Gespräch kommt." (fxn)