Kardinal Jean-Claude Hollerich über Versammlung: "Das war sehr schön"

Kardinäle werten erste Beratungen mit Papst Franziskus positiv

Veröffentlicht am 29.08.2022 um 18:13 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Nach dem ersten Tag der Versammlung der Kardinäle im Vatikan berichten einige Purpurträger von den Gesprächen: Kardinal Hollerich bewertet die Beratungen positiv und Kardinal Maradiaga aus Honduras sprach sogar von einer friedlichen Atmosphäre.

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Die Reaktionen von Teilnehmern auf den ersten Teil der Kardinalsberatungen zum Umbau der weltkirchlichen Zentralverwaltung sind bislang positiv. Der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich sagte am Montag auf Nachfrage, man habe in kleinen Gruppen über die Kurienreform "Praedicate Evangelium" diskutiert. "Das war sehr schön", und die Reaktionen in seiner Gruppe sehr positiv, so Hollerich. Ähnlich äußerten sich der deutsche Kardinal Walter Kasper und der Leiter des Synodensekretariates, Kardinal Mario Grech. Der honduranische Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga sprach von einer "harmonischen und friedlichen" Atmosphäre. Von Montag bis Dienstagabend tagen die aus aller Welt angereisten Kardinäle nicht-öffentlich in der vatikanischen Audienzhalle. Offizielles Thema ist die Anfang Juni in Kraft getretene Kurienreform von Papst Franziskus. Ob weitere Themen beraten werden, ist unklar.

Der erste Tag der Kardinalsversammlung ging ohne tiefgreifende Kontroversen zu Ende. Mit einer halben Stunde Verspätung verließen am Montagabend die rund 200 teilnehmenden Kardinäle die vatikanische Audienzhalle. Einige von ihnen berichteten, es habe viel Zustimmung für die von Papst Franziskus in Kraft gesetzte Reform der Römischen Kurie gegeben.

Zwar sei auch vereinzelt Kritik vorgetragen worden, die Gegner der Reform seien aber nur eine "sehr kleine Minderheit", so Kasper gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Hollerich berichtete, dass Papst Franziskus überwiegend zugehört habe. Für den Papst sei es wichtig, zu erleben, wie die von ihm angestoßene Reform nun von den Kardinälen diskutiert und rezipiert werde. Es habe Klärungsbedarf in der Frage gegeben, welche Behörden im Vatikan künftig auch von Laien geleitet werden könnten und welche weiterhin Bischöfen unterstehen sollten.

Steiner: Es geht um mehr als Strukturreformen

Der brasilianische Kardinal Leonardo Ulrich Steiner betonte, es gehe um mehr als nur um die Reform der Verwaltungsstrukturen. Auch die Frage der Finanzen und die theologischen Grundlagen seien angesprochen worden. Am Dienstagvormittag steht eine weitere Diskussionsrunde über die Kurienreform auf dem Programm. Am Nachmittag soll über das vom Papst angekündigte Heilige Jahr gesprochen werden. Den Abschluss des Treffens bildet eine Messe im Petersdom mit einer Predigt des Papstes am frühen Dienstagabend.

Nach Vatikanangaben nehmen etwa 200 Purpurträger an der Versammlung teil. Darunter auch Kardinal Giovanni Angelo Becciu, gegen den derzeit ein Verfahren im Zusammenhang mit dem vatikanischen Finanzskandal läuft. Auch die Teilnahme des ehemaligen Erzbischofs von Lyon, Kardinal Philippe Barbarin, überraschte Beobachter. Barbarin trat 2020 zurück, nachdem er sich zuvor wegen Nichtanzeige von Missbrauchsfällen vor Gericht verantwortet hatte, letztlich aber freigesprochen wurde. Neben Diskussionen in Sprachgruppen soll es auch Debatten im Plenum geben. Anders als frühere Treffen bezeichnet der Vatikan die Veranstaltung nicht als "Konsistorium", sondern lediglich als "Versammlung der Kardinäle".

Vergleichbare beratende Versammlungen der Kardinäle der katholischen Weltkirche hat es im Pontifikat von Franziskus bislang nur zweimal gegeben. 2014 stand die Debatte um den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen im Mittelpunkt. Im Jahr darauf ging es unter anderem um die Vatikan-Finanzen und um das damals noch junge Projekt einer Kurienreform. Seit sieben Jahren hat Franziskus das Kardinalskollegium nicht mehr zu Beratungen nach Rom berufen. (rom/KNA)

29.8., 20:30 Uhr: Ergänzt um weitere Details.