Vier Stunden im Polizeigewahrsam

Demonstrantinnen für Frauenrechte vor Kardinalsversammlung verhaftet

Veröffentlicht am 30.08.2022 um 10:34 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Sieben Frauen demonstrierten vor dem Vatikan für Frauenrechte – und wurden umgehend verhaftet. Während die Kardinäle über die Kurienreform berieten, hielt die Polizei die Demonstrantinnen stundenlang fest.

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Vor der Kardinalsversammlung im Vatikan wurden Demonstrantinnen für Frauenrechte in der Kirche verhaftet und vier Stunden lang festgehalten. Nach Angaben der "Women's Ordination Conference" (WOC) wurden die sieben Frauen am Montag festgenommen, nachdem sie auf dem Weg Richtung Glaubensdikasterium Kardinäle "respektvoll gegrüßt" hatten. Auf dem Platz vor der Glaubensdikasterium hätten sie den Kardinälen Faltblätter überreicht, in denen darauf hingewiesen wurde, dass wieder keine Frauen an den Beratungen und Entscheidungen beteiligt sind. Die roten Schirme mit Aufschriften wie "Sexism is a cardinal sin" ("Sexismus ist eine Kardinalsünde"),  "Ordain women" ("Frauen weihen"), "Reform means women" ("Reform bedeutet Frauen") und "It’s reigning men" ("Es sind Männer, die regieren") seien bei der Festnahme konfisziert worden. Insgesamt vier Stunden befanden sich die Frauen im Gewahrsam der italienischen Polizei, bis sie wieder unter der Ankündigung weiterer Ermittlungen freigelassen wurden, teilte die WOC mit.

Keine Frauen zum Dialog mit Kardinälen eingeladen

"In der Zwischenzeit trafen sich die männlichen Prälaten hinter verschlossenen Türen, um die von Papst Franziskus vorgenommene Umstrukturierung der leitenden Behörden des Vatikans zu erörtern, die eine Ausweitung der Führungsrollen auf Frauen in Positionen vorsieht, die früher Bischöfen und Kardinälen vorbehalten waren", so die Mitteilung weiter. Obwohl sie mehr als die Hälfte der 1,36 Milliarden Katholiken auf der Welt ausmachten, würden keine Frauen zum Dialog mit den Kardinälen über ihre Beteiligung eingeladen, kritisierte die Frauenorganisation.

Am Montag und Dienstag beraten die von Papst Franziskus im Vatikan zusammengerufenen Kardinäle die zu Pfingsten in Kraft gesetzte Kurienreform. Seitdem können auch Laien und damit Frauen kuriale Behörden leiten. Jede Kurieninstitution erfülle ihre Aufgabe kraft der vom Papst übertragenen Vollmacht; daher könne jeder und jede Gläubige auch ohne Weihe "den Vorsitz in einer Abteilung oder einem Gremium übernehmen", sofern das jeweilige Dikasterium dafür von der Kompetenz, der Leitungsvollmacht und den Funktionen her geeignet ist, heißt es in der Apostolischen Konstitution "Praedicate Evangelium". Nach Vatikanangaben nahmen etwa 200 der 226 Kardinäle an den Beratungen teil. Das zweitägige Treffen ist die erste derartige Zusammenkunft seit 2015 und das dritte im Pontifikat von Franziskus. 

Die "Women's Ordination Conference" wurde 1975 in den USA gegründet und nach eigenen Angaben die älteste und größte Organisation, die sich für die Weihe von Frauen zu Diakoninnen, Priesterinnen und Bischöfinnen in der katholischen Kirche ausspricht. Die WOC ist Mitglied der Dachorganisation "Women's Ordination Worldwide", zu der in Deutschland die "Kirchenvolksbewegung Wir sind Kirche" gehört. (fxn)