Oberbürgermeister hatte nach Missbrauchsbericht Konsequenzen gefordert

Trierer Bischof Ackermann lehnt Rücktritt ab

Veröffentlicht am 30.08.2022 um 11:24 Uhr – Lesedauer: 

Trier ‐ Nach einem Zwischenbericht gab es in den vergangenen Jahrzehnten deutlich mehr Missbrauchsbetroffene im Bistum Trier als gedacht. Bischof Stephan Ackermann weist die Forderung nach einem Rücktritt jedoch zurück.

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Nach dem Zwischenbericht der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Trier (UAK) lehnt Bischof Stephan Ackermann einen Rücktritt ab. Er könne in dem Bericht nicht erkennen, "dass es Hinweise gibt, die irgendwie unausgesprochen nahelegen, dass ich als Bischof meiner Verantwortung nicht gerecht geworden bin und deshalb zurücktreten sollte", sagte der Trierer Oberhirte dem "Volksfreund" am Montag. Er sehe derzeit keinen Grund, seinen Rücktritt anzubieten.

Als Reaktion auf den Zwischenbericht hatte der Saarbrücker Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) Ackermann zum Rücktritt aufgerufen. Er wie auch sein Vorgänger, der heutige Münchner Erzbischof Reinhard Marx, hätten in ihrer Funktion die Gesamtverantwortung "und sind dieser bis in die jüngste Zeit nicht gerecht geworden", schrieb er im Netzwerk "LinkedIn".

Ackermann zeigte sich über die Wortmeldung verwundert. Dass der Oberbürgermeister suggeriere, kirchliche Amtsträger wären staatlichem Recht entzogen, stimme nicht. "Wir haben in vielen Fällen in den letzten Jahren auch mit der Staatsanwaltschaft Saarbrücken kooperiert."

Persönlichen Kontakt hätte Ackermann angemessener gefunden

Er hätte es angemessener gefunden, wenn Conradt mit ihm persönlich Kontakt aufgenommen hätte, "wie es viele Christen im Saarland tun". Bislang habe er mit dem CDU-Politiker nie ein längeres Gespräch geführt. Ackermann sagte weiter, er habe mehrfach über die Frage eines Rücktritts nachgedacht, "ich werde mich dem womöglich wieder zu stellen haben, wenn die UAK die Amtszeit Ackermann untersucht". Bislang habe er sich gegen einen Rücktritt entschieden, weil er der Überzeugung sei, "dass ich als Bischof und in den vergangenen zwölf Jahren als Missbrauchsbeauftragter der Bischofskonferenz durchaus mithelfen konnte, Verbesserungen zu erreichen, beim Thema Aufarbeitung, beim Thema Prävention."

Der Zwischenbericht der UAK war am vergangenen Donnerstag veröffentlich worden. Demnach konnten zwischen 1946 und 2021 insgesamt 513 Missbrauchsbetroffene "namentlich oder anonym identifiziert werden". Den mehr als 500 Betroffenen stehen 195 Beschuldigte gegenüber. Damit sind die Zahlen deutlich höher, als sie die MHG-Studie 2018 angegeben hatte, damals war lediglich von 442 Betroffenen und 148 Beschuldigten die Rede gewesen.

Ackermann ist seit 2010 der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Er gibt das Amt Ende September ab. (cph)