Zweiter Tag der Kardinalsversammlung: "Friedvolle" Stimmung im Vatikan
Die Kardinalsversammlung in Rom neigt sich dem Ende zu. Auch nach der dritten und vorletzten Beratungseinheit war der Tenor unter deutschsprachigen Teilnehmern am Dienstag überwiegend positiv. Der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper sprach von einer "friedvollen" Stimmung unter den Kardinälen. Diese stünden "viel, viel einheitlicher" und entschieden zusammen. Denn es gehe in all den Debatten immer auch um die Glaubwürdigkeit der Kirche. Und die Kirche müsse mit Blick auf die Missbrauchskrise oder Finanzkrisen viel Vertrauen zurückgewinnen.
Der luxemburgische Kardinal Jean-Claude Hollerich sprach von einem "geschwisterlichen Dialog". Ähnlich äußerte sich der Wiener Kardinal Christoph Schönborn, der die Stimmung als "gut und herzlich" bezeichnete. Klärungsbedarf gab es den Kardinälen zufolge in der Frage, welche Behörden im Vatikan künftig auch von Laien geleitet werden könnten und welche weiterhin Bischöfen unterstehen sollten. Rücktrittsgerüchte rund um Franziskus wiesen alle drei Kardinäle als gänzlich haltlos zurück. "Der Papst ist voller Engagement, auch wenn die Beine nicht so mitmachen", sagte Schönborn. "Kopf und Herz" seien voll dabei.
Unterdessen fühlt sich der angeklagte und vom Papst abgesetzte Kurienkardinal Giovanni Angelo Becciu bei der Kardinalsversammlung gut aufgenommen. Es sei für ihn bewegend gewesen, als der Papst ihm aus Freude über seine Anwesenheit vom Altar aus zugewunken habe, schrieb der Sarde laut der Zeitung "Avvenire" (Dienstag) an einen Priester seiner Heimatstadt. Auch die anderen Kardinäle hätten ihn mit "Willkommen zurück zu Hause" begrüßt.
Keine deutsche Sprachgruppe bei Kardinalsversammlung
Kurz vor der Kardinalsversammlung hatte Becciu überraschend sein Kommen angekündigt. In Medien wurde der 74-Jährige mit den Worten zitiert, er werde wieder in sein Amt als Kardinal eingesetzt. In den statistischen Daten zur Kardinalsversammlung heißt es jedoch "In allen Statistiken wird Kardinal Giovanni Angelo Becciu als Nichtwähler angesehen".
Die Kardinäle beraten seit Montagmorgen über die Kurienreform "Praedicate Evangelium". Vorrangig wurden die Beratungen in kleineren Sprachgruppen geführt. Franziskus war den Angaben zufolge jeweils zu den Zusammenfassungen der Ergebnisse anwesend, ließ die Würdenträger aber ansonsten unter sich. Kardinal Kasper bedauerte, dass es keine deutsche Sprachgruppe gebe. Die Deutschen hätten sich daher bei den italienischen Sprachgruppen eingebracht.
Am Nachmittag soll noch in einer kürzeren Beratungseinheit über das vom Papst angekündigte Heilige Jahr gesprochen werden. Den Abschluss des Treffens bildet eine Messe im Petersdom mit einer Predigt des Kirchenoberhaupts am frühen Dienstagabend. (tmg/KNA)
30.8., 14:40 Uhr: Ergänzt um Becciu.