Großes Befremden über kanonische Voruntersuchung

Unterstützung für Frau nach Konzelebration – Kritik an Bischof

Veröffentlicht am 05.09.2022 um 13:56 Uhr – Lesedauer: 

Zürich ‐ Die Gemeindeleiterin Monika Schmid hat in der Schweiz bei einer Messe konzelebriert, deswegen läuft gegen sie nun eine Voruntersuchung. Von Gläubigen gibt es dagegen viel Unterstützung für die Frau – und Kritik am Umgang des Churer Bischofs.

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Nach der Konzelebration bei einer Messe gibt es viel Unterstützung für die ehemalige Gemeindeleiterin Monika Schmid aus dem schweizerischen Effretikon. Eine Petition unter dem Titel "Sagt es laut, seid solidarisch mit Monika Schmid! Feiert miteinander zu Seinem Gedächtnis!" hatten am Montag mehr als 700 Menschen unterschrieben. Zudem meldeten sich auch Kirchenverantwortliche zu Wort.

Die Gemeindeleiterin Monika Schmid (65) hatte bei der Messe zu ihrer Verabschiedung in der Pfarrei St. Martin in Illnau-Effretikon am 28. August das Hochgebet zur Wandlung in abgewandelter Form allein gesprochen und den Gottesdienst wie auch die restliche Wandlung mit zwei Priestern, einem Diakon und einer weiteren Frau konzelebriert. Die Feier der Eucharistie und damit das Sprechen des Hochgebets in der Messe ist Priestern vorbehalten. Nach dem Kirchenrecht ist der Versuch, die Eucharistie ohne Priesterweihe zu feiern, eine Straftat. Daher hatte der Churer Bischof Joseph Bonnemain am Freitag eine kanonische Voruntersuchung eingeleitet.

In der Petition, die von den Bewegungen Voices of Faith und Maria 2.0 eingestellt wurde, heißt es dazu: "Diese Entscheidung nehmen wir mit grossem Befremden zur Kenntnis. Wir solidarisieren uns mit Monika Schmid und allen Seelsorgerinnen und Seelsorgern, denen es gelingt, auch liturgisch Kirche in der Welt von heute zu sein." Schmid habe nichts anderes getan, als wie von Papst Franziskus gefordert die Sprache und Formen der Liturgie den kulturellen Kontexten anzupassen und ihre Schönheit und ihren Reichtum bewusster und kulturell angemessen zu fördern.

Handeln erst nach öffentlichem Druck

Zudem habe ihr Bonnemain noch Ende August vorbehaltlos für ihre 37-jährige Tätigkeit als Seelsorgerin gedankt. "Bereits im Vorfeld wusste der Bischof von Chur, dass sie nach eigenen Angaben mehrmals Eucharistie gefeiert hat und konzelebrierte. Doch der Bischof von Chur handelte erst auf öffentlichen Druck hin." Dabei habe Monika Schmid stets verantwortungsvoll gehandelt. "Es ging ihr nicht um Protest und Politik, sondern um eine authentisch gelebte Spiritualität." Dem Churer Bischof wirft die Petition eine klerikale Sicht auf die Welt vor: "Der letzte Zipfel ihrer Daseinsberechtigung: Eucharistie feiern, das können nur WIR! Das dürfen nur echte geweihte Männer tun. Bei Frauen funktioniert das doch gar nicht! Da lässt sich kein Jesus blicken. Ihr braucht UNS dazu!!!" Das sei "zum Erbarmen erbärmlich".

Die Zürcher Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding, die nach dem schweizerischen Kirchensystem oberste katholische Repräsentantin des Gebiets, zu dem Effretikon zählt, hat die Petition unterschrieben. Gegenüber katholisch.de sagte sie am Montag, dass sie "Art und Weise des bischöflichen Vorgehens gegen Monika Schmid und das Seelsorgeteam der Pfarrei St. Martin in Effretikon sehr befremdet". Ohne vorhergehendes Gespräch mit den Betroffenen habe sich Bonnemain mit einem "kaltherzigem Communiqué im Duktus des kirchlichen Strafrechts" ohne pastorale Einbettung an die breite Öffentlichkeit gewandt. Der Bischof stehe zwar "unter starkem Druck rechtskatholischer Kreise", habe jedoch mit seinem Umgang "viele engagierte Katholikinnen und Katholiken sehr verletzt".

Bild: ©Katholische Kirche im Kanton Zürich

Franziska Driessen-Reding, die Präsidentin des Synodalrats im Kanton Zürich.

Kritik gab es auch an der Formulierung des "liturgischen Missbrauchs", mit der Bonnemain die Feier mit Schmid beschrieben hat. "Das Wort Missbrauch sollte gerade in der katholischen Kirche nicht inflationär gebraucht werden", sagt die Präventionsbeauftragte des Bistums Chur, Karin Iten, dem Portal "kath.ch" am Sonntag. Missbrauch bedeute, die Integrität eines Menschen zutiefst zu verletzen. Das habe meist schwere Traumata zur Folge. Deshalb hinterlasse dieser Begriff bei der Beschreibung einer Gottesdienstfeier bei ihr einen "schalen Nachgeschmack". "Ist der katholischen Kirche der starre Ablauf wichtiger als die beteiligten Menschen?" Diese seien sichtbar gestärkt, wertgeschätzt und verbunden aus dieser Abschiedsfeier herausgegangen. "Ist ein enggeführter liturgischer Ablauf nicht genau umgekehrt Teileines toxischen Systems, das Menschen ohne Weihe kleinhält und damit in ihrer Würde verletzt? Wo Macht tangiert wird, bäumt sie sich auf."

"Hier soll ein Exempel statuiert werden"

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken meldete sich am Montag zu Wort: "Hier soll ein Exempel statuiert werden", so Generalsekretär Marc Frings. "Aber wer die Macht der katholischen Regeln mit Durchgreifen meint sichern zu müssen, offenbart spirituelle Machtlosigkeit. Das ist kein Zeichen für Glaubenssinn und Menschennähe."

Der Theologe Erwin Koller übte ebenfalls bei "kath.ch" weiterhin Kritik am Wiener Liturgiewissenschaftler Hans-Jürgen Feulner, der ebenfalls von Missbrauch gesprochen hatte. "Wie können Sie Menschen abqualifizieren, die die seltene Fähigkeit besitzen, Jung bis Alt eine stille Ahnung und grosse Ehrfurcht vor Gott zu vermitteln? Meinen Sie wirklich, dass Sie mit Verboten und Strafen eine bessere Kirche herbeizwingen können?" Er empfiehlt, Schmid an die Universität Wien einzuladen. "Sie wird Ihnen und Ihren Studierenden eine Menge kluger Hinweise geben, wie man aus der Sonntagspflicht ein Sonntagsfest macht. Und sie wird Ihren klerikal verengten Blick öffnen für die Weite unserer katholischen Tradition." (cph)