Die vierte Synodalversammlung bei katholisch.de

Stetter-Karp verteidigt Aussagen zu Abtreibung bei Synodalversammlung

Veröffentlicht am 08.09.2022 um 16:59 Uhr – Lesedauer: 
+++Newsticker Tag 1+++

Frankfurt ‐ Zu Beginn der vierten Synodalversammlung diskutierten die Delegierten über die Abtreibungs-Aussagen von Irme Stetter-Karp. Katholisch.de informiert in einem Newsticker über die aktuellen Entwicklungen bei dem Treffen des katholischen Reformprojekts.

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16:30 Uhr: Stetter-Karp verteidigt ihre Äußerungen zu Abtreibung

Die Vollversammlung des Synodalen Wegs hat am Donnerstag über die Äußerungen der Synoden-Kopräsidentin, Irme Stetter-Karp, zum Thema Abtreibung debattiert. Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) hatte sich in einem Zeitungsartikel für den Lebensschutz eingesetzt und zugleich gefordert, es müsse ein "flächendeckendes Angebot" für Abtreibungen auch im ländlichen Raum geben. Wegen dieser Äußerung wurde sie von manchen in der katholischen Kirche scharf kritisiert.

Vor der Synodalversammlung erklärte Stetter-Karp, sie setze sich für den Lebensschutz und für den Abtreibungs-Paragraphen 218 im deutschen Strafgesetzbuch ein. Dieser stelle einen mühsam gewonnenen Kompromiss dar, der nicht aufgegeben werden solle. Sie betonte, kein Arzt dürfe gegen sein Gewissen zur Durchführung einer Abtreibung gezwungen werden. Aber es müsse auch dafür gesorgt werden, dass Schwangeschafts-Konfliktberatungen ergebnisoffen geführt werden könnten.

Stetter-Karps synodaler Kopräsident, der Limburger Bischof Georg Bätzing, kritisierte den "unerträglichen Stil der Angriffe gegen Frau Stetter-Karp". Zugleich distanzierte er sich von den Äußerungen der Laien-Präsidentin zum Thema "flächendeckendes Angebot". Hier gebe es einen nicht auflösbaren Dissens zwischen der Position der Bischöfe und den Äußerungen von Frau Stetter-Karp. Im erweiterten Synodalpräsidium sei über diesen Dissens ausführlich gesprochen worden.

Mehrere Synodale bekundeten in der Aussprache ihre Solidarität mit der ZdK-Präsidentin, andere kritisierten sie. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer lud sie zur Teilnahme am "Marsch für das Leben" ein, um ihre Unterstützung für den Lebensschutz öffentlich zu manifestieren. Eine förmliche Stellungnahme oder Abstimmung gab es nicht, da das Thema nicht auf der offiziellen Tagesordnung des Synodalen Wegs steht. (KNA)

16:10 Uhr: Viel Zustimmung für Homosexualität-Aussage von Dieser

Der Aachener Bischof Helmut Dieser hat nach eigener Aussage von seinen Bischofskollegen keine Kritik für die Aussage, dass Homosexualität gottgewollt sei, bekommen. "Sehr viele unterstützen das", sagte er am Donnerstag in Frankfurt am Rande der Vollversammlung des Synodalen Wegs, wo im Verlauf der kommende Tage mehrere Reformpapiere für eine Liberalisierung der katholischen Sexuallehre beschlossen werden könnten.

Dieser sagte: "Wir legen hier mit unseren Texten dem kirchlichen Lehramt ein Votum vor. Wir wollen erreichen, dass in diesen Fragen entspannter, entkrampfter in unseren Ansätzen nachgedacht wird und dass es zu einer Weiterentwicklung des Katechismus und der kirchlichen Auffassung von Homosexualität kommt." Er hob hervor, homosexuelle Menschen seien genauso gottgewollt wie heterosexuelle Menschen. Dieser leitet beim Synodalen Weg mit der Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Birgit Mock, das Forum zu Sexualität und Partnerschaft.

Mock erklärte: "Wenn – so wie wir es jetzt interpretieren – Sexualität und Identität eng zusammengehören, dann dürfen wir doch keinen Menschen dazu zwingen, sich von eigener Sexualität zu trennen. Das ist für uns eine Verletzung der Menschenwürde." Sie berief sich dabei auf Erkenntnisse aus den Humanwissenschaften und verwies darauf, dass laut Katechismus der katholischen Kirche Menschen mit homosexueller Orientierung angehalten seien, ihre Sexualität nicht auszuleben. Der Katechismus müsse in diesem Punkt weiterentwickelt werden.

Dieser hatte in der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" (Donnerstag) gesagt: "Homosexualität ist keine Panne Gottes, sondern gottgewollt im selben Maß wie die Schöpfung selbst: Er sah, dass es gut war, heißt es in der Schöpfungsgeschichte." (KNA)

15:30 Uhr: Spitze des Synodalen Wegs und Weltsynode nur informell im Kontakt

Zwischen dem Präsidium des Synodalen Wegs und dem Sekretariat der Weltbischofssynode gibt es keinen offiziellen Gesprächskanal. Das erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, am Donnerstag in Frankfurt bei der Eröffnung der vierten Synodalversammlung.

Er bedauere das sehr, betonte Bätzing. Zugleich versicherte er, dass er mit dem Sekretär der Weltbischofssynode, Kardinal Mario Grech, und mit dem Synoden-Generalrelator, Kardinal Jean-Claude Hollerich, in einem "guten Austausch" stehe.

Zur Frage der künftigen kirchlichen Straf- und Verwaltungsgerichtsbarkeit berichtete Bätzing, es gebe inhaltlich keinen neuen Stand. Aber das Vatikanische Staatssekretariat habe seine Bereitschaft zu weiteren Gesprächen signalisiert.

Weitere wichtige Gespräche zum Synodalen Weg werde es im Oktober in Rom in Vorbereitung auf den Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe geben. Beim Ad-limina-Besuch im November werde dann der deutsche Synodale Weg Thema sein.

Bätzing appellierte an deutsche Bischöfe und Laienvertreter, jede Möglichkeit zu Gesprächen mit Verantwortlichen in Rom zu nutzen und sagte: "Machen Sie weiter, gehen Sie hin und sprechen Sie. Es muss nicht alles am Präsidium des Synodalen Weges hängen!" (KNA)

14:20 Uhr: Synodalversammlung beginnt Beratungen zu Reformen

Mit einem Wortgottesdienst und einer allgemeinen Aussprache hat die Vollversammlung des Synodalen Weges am Donnerstagnachmittag in Frankfurt ihre Beratungen begonnen. Bis Samstag wollen die 209 anwesenden Teilnehmer bei ihrem vierten und vorletzten Treffen über 14 Papiere sprechen; davon neun in zweiter Lesung. Sie könnten damit von der Vollversammlung beschlossen werden. Die Kopräsidentin des Synodalen Wegs, Irme Stetter-Karp, sagte: "Wir sind auf der Zielgeraden."

Das Reformprojekt der katholischen Kirche in Deutschland geht in eine vorentscheidende Runde, bevor es im März 2023 enden soll. Bei der Auftakt-Pressekonferenz, die von vielen Medienvertretern besucht wurde, zeigte sich das Präsidium des Synodalen Wegs entschlossen, die Initiative weiter voranzubringen. Stetter-Karp, die auch Präsidentin des Laien-Dachverbands ZdK ist, plädierte dafür, einen dauerhaften "Synodalen Rat" einzurichten, der die Reform-Impulse des Synodalen Wegs "verstetigen" solle.

Bischof Georg Bätzing, Kopräsident des Synodalen Wegs und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, betonte erneut, der Synodale Weg in Deutschland sei kein "Sonderweg". Die katholische Kirche befinde sich derzeit weltweit im Aufbruch, die Einladung dazu komme von Papst Franziskus.

Die Vollversammlung dauert bis Samstag. Dabei geht es vor allem um den Umgang mit Macht, die Rolle von Frauen, das Leben der Priester und um eine mögliche Neuausrichtung der katholischen Sexualmoral. Im Mittelpunkt stehen eine Liberalisierung der katholischen Sexualethik und des kirchlichen Arbeitsrechts, eine stärkere Frauenförderung und mehr Mitbestimmungsrechte.

Das Reformprojekt wurde 2019 gestartet als Reaktion auf den Missbrauchsskandal und die enorme Vertrauenskrise. Die Debatten um den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und neue Enthüllungen über den Umgang mit Missbrauch haben die Krise eher noch verschärft. Zugleich kommt aus dem Vatikan immer wieder die Warnung, die Kirche in Deutschland dürfe keine Sonderwege gehen. Viele der angepeilten Reformen sind auch nur in Abstimmung mit der gesamten Weltkirche umsetzbar. Vor dem Tagungsort der Vollversammlung demonstrierten verschiedene Reformgruppen sowie Frauenverbände. (KNA)