Debatte über Umgang mit Inter- und Transsexuellen in der Kirche
15.30 Uhr: Frauen sollen in katholischen Gottesdiensten präsenter werden
Die Vollversammlung des Synodalen Weges spricht sich mehrheitlich für eine stärkere Beteiligung von Frauen bei der Feier von katholischen Gottesdiensten aus. Ein Papier, das die Teilnehmenden am Samstag in Frankfurt in Erster Lesung berieten und mit großer Mehrheit billigten, fordert auf Ebene der Deutschen Bischofskonferenz eine grundsätzliche Erlaubnis für qualifizierte und beauftragte Frauen und Männer, in Messen auch zu predigen. Bislang ist das weitgehend nur Geistlichen gestattet. Der Text ist noch nicht beschlossen, sondern wurde zur Weiterbearbeitung in das zuständige Synodalforum überwiesen.
In dem Handlungstext ist außerdem die Rede davon, dass Frauen künftig Taufen leiten und bei kirchlichen Trauungen assistieren sollten. Ebenso seien "Möglichkeiten der Wiederbelebung der Laienbeichte im Kontext der geistlichen Begleitung" sowie die Mitwirkung von Laien bei Krankensegnung und -salbung zu prüfen. Grundsätzlich gelte: "Die gesamte Fülle des in der Geschichte der Kirche bereits geübten pastoralen Handelns ist neu zu entdecken."
Die Frage einer Öffnung des Priesteramtes für Frauen in der katholischen Kirche schneidet der Handlungstext nicht ausdrücklich an. Befürworter von Reformen fordern seit Jahren einen solchen Schritt. Kritiker dagegen verweisen auf ein lehramtliches Schreiben des damaligen Papstes Johannes Paul II. Dieser hatte 1994 erklärt, dass die katholische Kirche "keinerlei Vollmacht" habe, Frauen die Priesterweihe zu spenden. (KNA)
15:00 Uhr: Debatte über Umgang mit Inter- und Transsexuellen in der Kirche
Die Teilnehmer der Vollversammlung des Synodalen Weges haben sich am Samstag in Frankfurt mit der Lage von inter- und transsexuellen Menschen in der katholischen Kirche beschäftigt. Im Mittelpunkt der mitunter emotional geführten Aussprache stand ein Papier, das mehr Akzeptanz für die Betreffenden fordert. Die Erste Lesung fand in namentlicher Abstimmung statt. 155 Teilnehmer (94,5 Prozent) stimmten mit Ja, 9 mit Nein. Es gab 12 Enthaltungen.
Dem Papier zufolge soll es künftig unter anderem möglich sein, bei der Taufe von Kindern mit unklarer Geschlechtsidentität den entsprechenden Eintrag im Taufregister wegzulassen oder an diese Stelle den Begriff "divers" zu verwenden. Auch sollten transgeschlechtliche Katholiken unkompliziert die Möglichkeit erhalten, ihren Personenstand sowie ihre Vornamen im Taufregister ändern zu lassen.
"Falls trans- oder intergeschlechtlichen Gläubigen das Sakrament der Ehe verwehrt sein sollte, sollen ihnen Segensfeiern für ihre Partnerschaft offenstehen", hält der Text fest, den die zuständige Arbeitsgruppe nun noch einmal überarbeiten soll. Bei der nächsten Vollversammlung des Synodalen Weges im März könnte das Papier beschlossen werden. Der Papst wird darin aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, "dass transgeschlechtliche und intergeschlechtliche Menschen in unserer Kirche unbeschadet, ohne Anfeindungen und ohne Diskriminierung ihr Leben und ihren Glauben in ihrem So-Sein als Geschöpfe Gottes leben können". (KNA)
14:00 Uhr: Synodalversammlung diskutiert Lage homosexueller Priester
Eine große Mehrheit der Teilnehmer des Synodalen Weges plädiert im Umgang mit nicht-heterosexuellen Priestern in der katholischen Kirche für Enttabuisierung und Normalisierung. Ein am Samstag bei der Vollversammlung des Synodalen Weges in Frankfurt beratenes Papier fordert unter anderem eine Änderung der kirchlichen Grundordnung für die Priesterausbildung. Diese schreibt bisher fest, dass die Kirche keine Bewerber für das Priesterseminar und die Weihen zulassen kann, "die Homosexualität praktizieren, tiefsitzende homosexuelle Tendenzen haben oder eine sogenannte 'homosexuelle Kultur' unterstützen".
Der bei der Synodalversammlung in Erster Lesung beratene Handlungstext spricht angesichts solcher Bestimmungen von einem gravierenden Eingriff in die Persönlichkeitsrechte und einem Verstoß gegen die Menschenwürde. "Denunziationsängste sind ständige Begleiter vieler nicht-geouteter nicht-heterosexueller Priester. Diese Situation setzt sie vielfältig der Gefahr aus, Opfer von Machtmissbrauch zu werden."
Deswegen sollten sich die Bischöfe und Verantwortlichen in der Priesterausbildung dafür einsetzen, das Verbot der Ausbildung und Weihe nicht-heterosexueller Männer auf weltkirchlicher Ebene aufzuheben und alle Negativaussagen hinsichtlich ihrer sexuellen Orientierung in amtskirchlichen Dokumenten zu streichen.
Weiter plädiert das Papier dafür, dass sich die katholische Kirche in Deutschland der Diskriminierung nicht-heterosexueller Priester stellt und im Dialog mit Betroffenen die Aufarbeitung und Anerkennung beginnt.
Beschlossen ist der Handlungstext noch nicht. Dieser Schritt könnte auf der fünften und letzten Synodalversammlung Anfang März kommenden Jahres erfolgen. (KNA)
13:00 Uhr: Kirche stellt Weichen für neues bundesweites Leitungsorgan
Die katholischen Bischöfe, Priester und Laien in Deutschland haben einen wichtigen Schritt zur Vorbereitung der Gründung eines neuen bundesweiten Beratungs- und Leitungsorgans für die Kirche beschlossen. Für die Schaffung des sogenannten Synodalen Ausschusses stimmten am Samstag in Frankfurt bei der Vollversammlung des Synodalen Wegs 167 Delegierte, das sind 92,8 Prozent. Auch die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit der Bischöfe wurde erzielt. Hier fiel das Ergebnis mit 43 Ja-Stimmen zu 6 Nein-Stimmen ebenfalls deutlich aus.
Der Ausschuss soll die Gründung eines "Synodalen Rats" vorbereiten, in dem Bischöfe, Priester und Laien künftig gemeinsam über kirchliche Grundsatzfragen und über die Verwendung von Finanzmitteln beraten und entscheiden.
Unklar ist noch, ob der künftige Synodale Rat über oder neben der Bischofskonferenz stehen soll und welche Rolle künftig das Zentralkomitee der deutschen Katholiken spielen wird. Die bisher bestehende "Gemeinsame Konferenz" von Bischofskonferenz und Laien-Dachverband hatte keine Entscheidungsbefugnisse, sie soll durch den Synodalen Rat ersetzt werden. (KNA)
09:00 Uhr: Münsters Bischof Genn fordert weiter Neubewertung von Sexualität
Münsters katholischer Bischof Felix Genn plädiert weiter für Reformen in der katholischen Sexuallehre. Er habe für den bei der Frankfurter Synodalversammlung vorgelegten Grundlagentext zu "Leben in gelingenden Beziehungen - Grundlinien einer erneuerten Sexualethik" gestimmt, heißt es in einer am Freitagabend veröffentlichten Erklärung des Bischofs. "Denn es ist problematisch, wenn Sexualität vor allem als sündhaft angesehen wird und wenn über Sexualität nicht gesprochen werden kann."
Genn verwies darauf, dass er im Bistum Münster bereits im Juni eine Stelle für Sexuelle Bildung eingerichtet habe. "Wenn ich sexuellen Missbrauch verhindern möchte, dann muss ich offener und qualifizierter über Sexualität sprechen können und muss weg von einer rigiden Sexualmoral", betonte der Bischof. "Hier muss auch das kirchliche Lehramt zu Neubewertungen kommen, die die Erkenntnisse der modernen Sexualforschung und Wissenschaft berücksichtigen."
Am Donnerstagabend war das Grundsatzpapier für eine Liberalisierung der kirchlichen Sexualmoral an der Sperrminorität der Bischöfe gescheitert. Das hatte zu einer schweren Krise bei der vierten Vollversammlung des Synodalen Wegs geführt. (KNA)