Vizepräsident nennt Scheitern des Sexualmoral-Grundtextes "Desaster"

Söding: Werden beim Synodalen Weg nicht ganzes Arbeitspensum schaffen

Veröffentlicht am 12.09.2022 um 16:45 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt ‐ Nach dem Eklat rund um den abgelehnten Grundtext des Sexualmoral-Forums des Synodalen Wegs blieb ein Teil der übrigen Punkte auf der Strecke. Für Thomas Söding ist klar, dass nicht alles bei der kommenden Synodalversammlung behandelt werden kann.

  • Teilen:

Aus Sicht des Vizepräsidenten des Synodalen Wegs Thomas Söding werden bei der kommenden Synodalversammlung nicht alle angedachten Reformpapiere beraten und entschieden werden können. "Wir werden nicht das gesamte Arbeitsprogramm, das wir uns vorgenommen hatten, bewältigen", sagte Söding dem Online-Magazin "Lebe gut" der Verlagsgruppe Patmos (Montag). "Aber wir werden wichtige weitere Beschlüsse fassen", betonte der Bochumer Theologie-Professor.

Das Scheitern des Grundlagentextes zur Neuorientierung der katholischen Sexualethik bei der Vierten Synodalversammlung am Donnerstag bezeichnete Söding als "eine Katastrophe – im genauen Sinn des Wortes: ein Desaster, das zu einer Wende geführt hat". Die Kirche habe seit dem 19. Jahrhundert beim Thema Sexualität versucht, mit Verboten Macht über Menschen zu gewinnen und ihnen ein schlechtes Gewissen zu machen. Die Abstimmung habe gezeigt, dass ein Großteil aller Delegierten eine nachhaltige Änderung wolle, "auch mehr als 60 Prozent der Bischöfe. Aber 3 Stimmen haben gefehlt", bilanzierte der Vizepräsident des Reformprojekts, der zugleich Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) ist. Man halte sich streng an Geschäftsordnung und Satzung, aber "wir sind vor der Sperrminorität nicht in die Knie gegangen".

Im Beschluss, einen Synodalen Rat auf überdiözesaner Ebene zu schaffen, sieht Söding den Weg von reinen Beratungs- zu Entscheidungsgremien. "Der Synodale Weg sagt: Beraten und Entscheiden gehören zusammen", so Söding. Die Auflösung der Orientierung der Kirchenverfassung auf monarchischen Modellen bezeichnete er als "große Chance, die jetzt nicht verspielt werden darf". Dies fordere nicht nur die Bischöfe. "Die ganze Kirche muss anfangen, ihr Innenleben neu zu gestalten: mehr Freiheit, mehr Verantwortung, mehr Partizipation." (cbr)