"Wird keine Rückschritte geben"

Kohlgraf zu abgelehntem Text: Gehen in Mainz begonnenen Weg weiter

Veröffentlicht am 15.09.2022 um 12:01 Uhr – Lesedauer: 

Mainz/Würzburg ‐ Im Blick auf queere Menschen seien im Bistum Mainz "zarte Pflänzchen" entstanden. Was wird aus diesen, nachdem beim Synodalen Weg der Grundtext zur Sexualmoral gescheitert ist? Man werde den eingeschlagenen Weg weitergehen, betont Bischof Kohlgraf.

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Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat angekündigt, trotz der Ablehnung des Grundtextes zur Sexualmoral auf der vierten Synodalversammlung den "eingeschlagenen Weg" in seinem Bistum weiterzugehen. "Wie schnell wir vorankommen auf diesem Weg, muss man sehen, aber es wird keine Rückschritte geben", sagte Kohlgraf am Mittwoch bei einer Veranstaltung in der Mainzer Bistumsakademie Erbacher Hof. Im Bistum Mainz seien "zarte Pflänzchen des Miteinanders" entstanden, dabei habe die persönliche Begegnung sehr geholfen. Ende März hatte Kohlgraf zwei Beauftragte für Queer-Pastoral in der Diözese ernannt.

Weiter betonte Kohlgraf: "Wir dürfen nicht vergessen, es geht bei den Debatten nicht um bloße Theorien, sondern wir reden über Lebensschicksale von Menschen." Deshalb würden weiterhin konkrete Ideen und Konzepte entwickelt, um eine "Willkommenskultur" im Bistum Mainz zu etablieren sowie eine "Kultur des Angenommenseins und der Wertschätzung aller Menschen". Zum Inhalt des abgelehnten Grundtextes sagte Kohlgraf, dass sich die Bibel viele Fragen nicht stelle, die sich die heutige Gesellschaft stelle.

Bild: ©Thomas Berberich (Archivbild)

Trotz seiner Ablehnung seien die Themen des Grundtextes zur Sexualmoral in der Welt, betont Würzburgs Bischof Franz Jung

Auch der Würzburger Bischof Franz Jung äußerte sich zum gescheiterten Text zur Sexualmoral. Dessen Themen seien trotz der Ablehnung "in der Welt" und würden weiter diskutiert, sagte Jung in einem am Donnerstag vorab veröffentlichten Interview mit der Fernsehredaktion der Diözese Würzburg. Das große Gut des Textes sei der "ganz neue Blick auf das Thema Sexualität". Sexualität werde positiv verstanden als eine wichtige Kraft im menschlichen Leben, die es zu gestalten gelte. Als eines der wichtigsten und interessantesten Themen betrachtet der Bischof den beschlossenen Text zur Frage der Frauen in der Kirche. Er wolle nun in seinem Bistum klären, ob Frauen und nichtgeweihte Männer im pastoralen Dienst künftig taufen, predigen oder zur Eheassistenz zugelassen werden.

Skeptisch zeigte sich Jung, ob es gelingen werde, dass alle deutschen Bistümer die von der Synodalversammlung beschlossenen Handlungstexte im Gleichschritt auf den Weg bringen. "Die einen laufen schneller, die anderen laufen langsamer." Es habe auch Bischöfe gegeben, die entsprechende Texte abgelehnt und damit auch signalisiert hätten, dass sie eigentlich nicht bereit seien, die Maßnahmen umzusetzen. "Aber es ist unser Anliegen, jetzt auch hier einen Schritt voranzugehen", betonte der Würzburger Bischof.

Text soll in weltkirchliche Debatte eingebracht werden

Bei der vierten Vollversammlung des Synodalen Wegs war das Grundsatzpapier "Leben in gelingenden Beziehungen – Grundlinien einer erneuerten Sexualethik" für eine Liberalisierung der katholischen Sexuallehre an der Sperrminorität der Bischöfe gescheitert. Das Papier sieht unter anderem Reformbedarf in der Haltung der Kirche zu künstlicher Verhütung, homosexuellen Partnerschaften und der Geschlechteridentität. Beschlossen wurden hingegen der Grundtext zu Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche, zwei Handlungstexte aus dem Forum zur Sexualmoral, unter anderem zu einer Neubewertung der Homosexualität, sowie ein Handlungstext zur Vorbereitung der Einführung eines "Synodalen Rates" in Deutschland.

Mehrere Bischöfe hatten in den vergangenen Tagen die Ablehnung des Grundtextes zur Sexualmoral bedauert, andere hingehen hatten betont, dass dieser einen Bruch der kirchlichen Lehre darstelle. Laut dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, wird der Text trotz Ablehnung in den weltkirchlichen Dialog eingebracht. Für sein Bistum Limburg kündigte Bätzing an, das Papier den synodalen Gremien der Diözese vorlegen zu wollen. (mal)