Priester geißelten vor zehn Jahren "Atmosphäre lähmender Furcht" in Limburg

Der Anfang vom Ende der Amtszeit des Tebartz-van Elst

Veröffentlicht am 17.09.2022 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Limburg ‐ 2012 beklagten über 20 Priester der Diözese Limburg eine "Atmosphäre von Furcht". Als Verursacher benannten sie ihren Bischof: Franz-Peter Tebartz-van Elst. Es war der Anfang vom Ende seiner Amtszeit, auf die die Bistumsleitung heute kritisch blickt.

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Vor zehn Jahren – am 17. September 2012 – eskalierten die Dinge im Bistum Limburg. Mehr als 20 Priester kritisierten in einem Brief die Amtsführung des damaligen Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst scharf. Das Papier des "Hofheimer Kreises" beklagte eine "Atmosphäre lähmender Furcht", "intransparente Entscheidungsprozesse" und "wachsende Resignation" bei Priestern und pastoralen Mitarbeitern. Es klang fast so wie heutige Äußerungen aus dem Erzbistum Köln.

Der Priesterbrief markierte den Anfang vom Ende der Tebartz-Amtszeit. Doch es dauerte noch anderthalb Jahre, bis am 26. März 2014 endgültig klar war, dass er nicht länger Limburger Bischof bleiben würde. An jenem Tag nahm Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch von Tebartz-van Elst an, der seit 2008 amtierte.

Die Begründung des Vatikan: In der Diözese sei es "zu einer Situation gekommen, die eine fruchtbare Ausübung des bischöflichen Amtes" durch Tebartz-van Elst verhindere. Vorangegangen war der Skandal um die Verschleierung der Kosten für seinen rund 31 Millionen Euro teuren Dienst- und Wohnsitz. Viele empfanden Tebartz' Amtsführung als autoritär, stellten das System Kirche in Frage.

Franz-Peter Tebartz-van Elst
Bild: ©KNA/Cristian Gennari/Romano Siciliani

Inzwischen arbeitet Franz-Peter Tebartz-van Elst in der römischen Kurie als Delegat im Dikasterium für die Evangelisierung.

Inzwischen ist der Rücktritt Geschichte. Doch er wirkt bis heute nach. "Der Vertrauensverlust in oder durch die Krise war im Bistum enorm groß", sagte der Limburger Bistumssprecher Stephan Schnelle auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Er fügte hinzu: "Vor zehn Jahren steckte das Bistum zweifelsohne in einer großen Krise. Vertrauen ist missbraucht worden und nicht wenige sind verletzt worden."

Administrator Grothe führte das Bistum transparent

Der einstige Sprecher des "Hofheimer Kreises", Pfarrer Ludwig Reichert, hatte 2019 in bitterem Ton Bilanz gezogen. Noch längst nicht Geschichte seien "verletzende Erfahrungen, die Menschen in den Amtsjahren des damaligen Bischofs machen mussten", sagte Reichert der KNA. Unliebsame Mitarbeiter seien mit Sanktionen bedroht oder durch Schweigeverpflichtungen unter Druck gesetzt worden. "Beratungsgremien wurden belogen und kaltgestellt", sagte Reichert.

In der Übergangszeit nach Tebartz überzeugte dann der Apostolische Administrator, Weihbischof Manfred Grothe, viele Menschen im Bistum durch Transparenz. "Mehr als 50 Maßnahmen wurden damals unter anderem in den Bereichen Finanzen, Recht und Kommunikation herausgearbeitet, die verändert werden mussten, damit sich 'Geschichte' so nicht mehr wiederholen kann", so Bistumssprecher Schnelle. Satzungen des Bistums seien überarbeitet und neue Kommunikationsformate etabliert worden.

Die Badewanne im Bischofshaus in Limburg
Bild: ©Bistum Limburg

Viele Mythen ranken sich um das Bischofshaus in Limburg. Ein Blick ins Bad zeigt: Die Badewanne ist zwar hochwertig, aber nicht aus Gold. Aktuell wird die Wohnung, in der sie sich befindet, als Lagerraum genutzt.

Dem seit September 2016 amtierenden Bischof Georg Bätzing – der im März 2020 zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt wurde – wird ein partizipativer Führungsstil attestiert. "Das Bistum Limburg hat als erste deutsche Diözese die Finanzen aller Körperschaften offengelegt und veröffentlicht seitdem jährlich einen Finanzbericht", sagte Schnelle. Die diözesane Vermögensverwaltung sei "komplett neu geordnet" und in einem eigenen bischöflichen Gesetz gefasst worden. Bei großen Bauprojekten würden Kommissionen eingerichtet, die interdisziplinär mit Haupt- und Ehrenamtlichen besetzt seien.

Sicherlich gebe es Gläubige aus dem Bistum, die private Kontakte zum emeritierten Bischof Tebartz-van Elst pflegen. Auch Bischof Bätzing halte Kontakt zu seinem Vorgänger. "Wenn er beispielsweise in Rom ist und es sich ergibt, finden persönliche Begegnungen statt." Der heute 62-jährige Tebartz-van Elst ist seit März 2015 im Vatikan im Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung tätig. Schnelle betont aber auch: Einen "systematischen Austausch" zwischen Bätzing und Tebartz gebe es nicht.

Das in die Schlagzeilen geratene Bischofshaus in Limburg werde seit vielen Jahren "vollständig genutzt", so Schnelle. Bätzing hat dort sein Büro. Die ehemalige Wohnung von Bischof Tebartz gehört heute zum Diözesanmuseum, das die Räume für eine Dauerausstellung zur Bistumsgeschichte nutzt. Die untere Etage der ehemaligen Wohnung - wo sich das Badezimmer mit der berühmten Badewanne befindet – dient dem Museum demnach inzwischen "als Depot" – also als Lagerraum.

Von Norbert Demuth (KNA)