Deutsche Bischöfe ziehen Bilanz nach Hochwasser 2021

Nach Flutkatastrophe: Kirche will Notfallseelsorge ausbauen

Veröffentlicht am 27.09.2022 um 15:26 Uhr – Lesedauer: 

Fulda ‐ Während der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr stand die Notfallseelsorge vielen Betroffenen zur Seite. Nun haben die deutschen Bischöfe eine Bilanz des Einsatzes gezogen – und Konsequenzen aus der Ausnahmesituation gezogen.

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Die Bischöfe wollen die kirchliche Notfallseelsorge ausbauen. Das kündigte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Dienstag bei der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) in Fulda an. Die Notfallseelsorge habe sich bei der Flutkatastrophe im Juli vergangenen Jahres nicht nur im Ahrtal sehr bewährt, sagte Kohlgraf. Allerdings seien dabei auch Schwachstellen deutlich geworden: "Manchmal waren Seelsorgende nicht darauf vorbereitet, einen solchen Katastrophenfall als pastorale Aufgabe anzugehen." Zudem habe eine kirchliche Koordinationsstelle gefehlt.

"Ehrenamtliche werden in der Notfallseelsorge zunehmend wichtiger", betonte Kohlgraf, der Vorsitzender der Pastoralkommission der DBK ist. Zur Aufgabe der Hauptamtlichen werde es verstärkt gehören, ehrenamtliche Helfer auszubilden und sie auch ihrerseits seelsorglich zu begleiten. Allein im Landkreis Ahrweiler waren bei der Flutkatastrophe mehr als 130 Menschen ums Leben gekommen. Etwa 200 Notfallseelsorger aus den Bistümern Trier, Mainz und Speyer sowie der Evangelischen Kirche im Rheinland waren zu Spitzenzeiten während der Flutkatastrophe im Ahrtal im Einsatz. Weitere 220 kamen aus Baden-Württemberg hinzu.

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Der Erfurter Weihbischof Reinhard Hauke warnte davor, von solchen Einsätzen zählbare missionarische Erfolge zu erwarten: "Wenn man die Erfahrung macht: Kirche ist da, wo Not ist, und sie hilft, was notwendig ist, dann ist das schon missionarische Seelsorge, ohne dass man dann gleich hinterher ein Taufzeugnis ausstellen kann." Die Flutkatastrophe sei eine bislang nicht gekannte Herausforderung gewesen, da im Unterschied zu anderen Einsätzen mehr Menschen und mehr Regionen betroffen gewesen seien und der Einsatz statt Tagen Wochen gedauert habe. Hauke ist in der DBK für Fragen der Notfallseelsorge zuständig.

Aus Sicht der Fluthilfekoordinatorin Silvia Plum kann die Kirche auch für sich wichtige Lehren aus solchen Einsätzen ziehen: "Wir sind sehr mutig geworden, neue Wege zu gehen und zum Beispiel auch Kooperationen einzugehen, die vorher nicht denkbar waren." Plum riet den Bischöfen, sich zu trauen, neue Wege zu gehen und die Menschen dabei zu beteiligen. Die Deutsche Bischofskonferenz tagt seit Montag und bis einschließlich Donnerstag im Fuldaer Stadtschloss. Weitere Themen auf der Tagesordnung sind unter anderem die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs und der Synodale Weg. (rom/KNA/epd)