Synodaler Weg: "Alles soll bleiben, wie es ist" ist keine Lösung
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Man kann Kardinal Kurt Koch abnehmen, dass er mit seiner Interviewäußerung die Vertreter des Reformlagers im Synodalen Weg nicht mit theologischen Steigbügelhaltern der Nazis vergleichen wollte. Wenn man aber die Passage genau liest, hat er dennoch genau das getan. Die Äußerungen des päpstlichen Ökumene-Ministers sind nur die Spitze eines Eisbergs in der Auseinandersetzung um den Weg der Kirche. Immer wieder kommt massive, ja oft beleidigende Kritik von Gegnern der Reformdebatten des Synodalen Wegs. Da werden übertriebene Ängste vor einer deutschen Nationalkirche formuliert, da wird die Mehrheit der Synodalen insgesamt, aber vor allem auch der deutschen Bischöfe als theologisch schwach diffamiert. Und gerne wird die auch durch Wiederholung nicht stimmiger werdende Behauptung aufgestellt, die Reformer wollten sich an Zeitgeist und Gesellschaft anbiedern, indem sie jeglichen unbequemen Widerspruch zum gesellschaftlichen Mainstream auflösen. Statt ewiger Wahrheiten gelte nur noch das eigene Denken, kritisiert Kardinal Koch in dem Interview.
Richtig ist, dass es auch bei den Kämpfern für Reformen spaltende, oberlehrerhafte und beleidigende Stimmen gibt. Doch die meisten Reformer suchen einen Weg, der möglichst viele mitnimmt und eben nicht spaltet. So wurden bei der letzten Synodalversammlung Kompromissformeln in manche Texte aufgenommen, so dass diese mehrheitsfähig wurden. Überhaupt betonen die Protagonisten des Synodalen Wegs immer und immer wieder, dass viele Entscheidungen gar nicht in Deutschland, sondern in Rom gefällt werden müssen. Von nationalem Alleingang keine Spur.
Anders die Reformgegner: Konstruktive Beiträge konnte man von ihnen bisher kaum hören. Auch nicht die so oft beschworene Haltung, die versucht, das Argument des Anderen zu retten. Stattdessen: stetige Grundsatzkritik bis hin zu einer solchen Entgleisung wie der von Kardinal Koch. Man kann vieles am Synodalen Weg kritisieren. Aber was wäre die Alternative? "Alles soll bleiben, wie es ist", kann angesichts der vielfältigen und sich überlappenden Krisen doch nicht die Lösung sein. Nur immer zu sagen, was schlecht und gefährlich ist, reicht auch nicht. Brücken kann man von beiden Seiten benutzen. Leider bleiben manche stur auf ihrer Seite stehen.
Der Autor
Ulrich Waschki ist Geschäftsführer und Chefredakteur der Verlagsgruppe Bistumspresse.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.