Alterzbischof hatte Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen eingestanden

Bischof Dieser: Andere Bischöfe sollen Zollitsch folgen

Veröffentlicht am 06.10.2022 um 17:24 Uhr – Lesedauer: 

Bonn/Freiburg ‐ Zur Erklärung des Freiburger Alterzbischofs Robert Zollitsch hat der neue Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, Bischof Helmut Dieser, eine klare Haltung: Auch andere Bischöfe sollten seinem Vorbild folgen und Verantwortung benennen.

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Der neue Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), der Aachener Bischof Helmut Dieser, begrüßt das Schuldbekenntnis des Freiburger Alterzbischofs und früheren Bischofskonferenz-Vorsitzenden Robert Zollitsch zu Fehlern im Umgang mit Betroffenen von sexualisierter Gewalt. Dieser appellierte auch an "andere emeritierte Verantwortungsträger" der Kirche, ebenso deutlich wie Zollitsch Verantwortung zu benennen. Dies sei eine berechtigte Erwartung von Betroffenen, sagte Dieser am Donnerstag in Bonn.

Zollitsch räumte am Donnerstag nach langem Schweigen große Fehler und persönliche Schuld ein. In einem neunminütigen Video bittet er die Betroffenen und ihre Familien um Verzeihung "für das zusätzliche Leid, das Ihnen mein Verhalten bereitet hat". Er wisse, dass er nicht erwarten könne, dass sie seine Entschuldigung annähmen.

Zollitsch: Habe der Wahrheit nicht in die Augen geschaut

Zollitsch wörtlich: "Ich habe das große Ausmaß und vor allem die Folgen für die Betroffenen der Verbrechen sexualisierter Gewalt und des Missbrauchs nicht erfasst und der Wahrheit nicht in die Augen geschaut." Nach bisherigen Untersuchungen gab es seit den 1950er Jahren bis in die Gegenwart im Erzbistum Freiburg mindestens 190 beschuldigte Priester und Diakone und 440 Betroffene.

Der Freiburger Generalvikar Christoph Neubrand begrüßte am Donnerstag die Erklärung Zollitschs. "Die konsequente und unabhängige Aufarbeitung des früheren Umgangs mit Missbrauch hat für uns als Bistumsleitung in der Erzdiözese Freiburg oberste Priorität", so Neubrand. Die sei das Erzbistum den Betroffenen schuldig, "an deren Seite wir ohne Einschränkungen stehen". Der Betroffenenbeirat im Erzbistum erklärte, dass sich jetzt zeigen müsse, ob Zollitsch die ausgedrückte Reue auch ernst meine. Sein Schuldeingeständnis komme überraschend. Jetzt müsse er sich dafür engagieren, dass die Aufarbeitung schneller vorankomme. Bislang habe Zollitsch jedoch nichts Konkretes unternommen, um das Leid der Betroffenen zu schmälern, kritisierte der Beirat. 

Bischof Dieser wurde bei der DBK-Herbstvollversammlung Ende September zum neuen Missbrauchsbeauftragten gewählt. Sein Stellvertreter ist der jetzige Freiburger Erzbischof Stephan Burger. Dieser folgte auf den Trierer Bischof Stephan Ackermann, der die Aufgabe des Missbrauchsbeauftragten nach zwölf Jahren abgegeben hatte. (cbr/KNA)