Vaterschaftstest bei totem Priester: Ergebnis bleibt unter Verschluss
Das Ergebnis eines Vaterschaftstests im Fall des verstorbenen Heidenauer Missbrauchspriesters Herbert Jungnitsch (1898-1971) wird nicht veröffentlicht. Wie die zuständige katholische Pfarrei in der sächsischen Stadt am Freitag mitteilte, komme man mit dieser Entscheidung dem Wunsch der Person nach, die den Test beantragt hatte, um auf diese Weise herauszufinden, ob der vor 50 Jahren verstorbene Priester ihr Vater sei. Gemeindereferent Benno Kirtzel erklärte, dass man den Wunsch der betreffenden Person respektiere und auch andere darum bitten wolle, dies zu akzeptieren.
Jungnitsch hatte die katholische Pfarrei in Heidenau nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut und bis zu seinem Tod im Jahr 1971 maßgeblich geprägt. Aus seiner Zeit als Pfarrer in der Stadt sind nach Angaben der Pfarrei und des Bistums Dresden-Meißen mehrere Fälle sexualisierter und körperlicher Gewalt an mindestens vier Kindern bekannt. Der Fall gilt in der ostdeutschen Diözese als der schwerste.
Grab des Priesters wurde am 23. Mai eingeebnet
Als Teil des Aufarbeitungsprozesses in der Pfarrei hatte der Seelsorgerat der Gemeinde im Januar 2019 und noch einmal im Juli 2020 beschlossen, das Grab des Priesters auf dem Heidenauer Südfriedhof einzuebnen. Nach langen Diskussionen und Verzögerungen durch die Corona-Pandemie wurde der Beschluss schließlich am 23. Mai dieses Jahres umgesetzt. Dabei wurden nach Angaben der Pfarrei auch Gewebeproben entnommen, um den beantragten Vaterschaftstest durchführen zu können. Bei der Beräumung der Grabstätte und der Entnahme der Proben sei auch die betroffene Person dabei gewesen.
Wie die Gemeinde am Freitag weiter mitteilte, soll die Aufarbeitung in der Pfarrei nun in eine Phase treten. Dabei gelte es, "das Geschehene tiefer zu begreifen und zu verarbeiten. Die Erzählungen der Betroffenen und das schwere Erbe der Taten in unserer Gemeinde sollen wach gehalten werden". Dazu sollten die Gedenkkultur in der Gemeinde ausgebaut und eine Vortrags- und Gesprächsreihe angeboten werden. Hier befinde man sich derzeit in der Konzeption und auf Referentensuche. Weitere Aufarbeitungsschritte sollten erst danach eingeleitet werden. "Wir hoffen, so als Gemeinde und Kirche angemessen einen Weg finden zu können, sodass nie wieder die Betroffenen und deren Erfahrungen aus unserer Mitte verdrängt werden", sagte Kirtzel. (stz)