Essener Verwaltungschef würdigt ausgeschiedenen Amtskollegen Alfons Hardt

Pfeffer: Amt des Generalvikars so wie jetzt ist auf Dauer überfordernd

Veröffentlicht am 12.10.2022 um 11:46 Uhr – Lesedauer: 

Paderborn ‐ Die Macht des Bischofs und des Generalvikars werde oft überschätzt, meint der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer. Grundsätzlich sei die Zeit der "einsamen Hirten" an der Spitze vorbei, ohne Leitung im Team sei das Amt des Generalvikars überfordernd.

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Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer sieht das Amt des Generalvikars in der aktuellen Zeit mit vielen Herausforderungen verbunden. "Aus meiner Sicht ist das Amt, so wie es kirchenrechtlich angelegt ist, angesichts der Komplexität der kirchlichen Organisation bei uns in Deutschland auf Dauer überfordernd", sagte Pfeffer in einem Interview mit der Paderborner Kirchenzeitung "Der Dom" (Mittwoch). Er frage sich daher, ob das hierarchische Prinzip wirklich noch angemessen sei. Viele Bistümer suchten gerade nach Leitungsmodellen, in denen der Generalvikar in ein Team eingebunden werde.

"Wir müssen in der Kirche lernen, dass die Zeit der einsamen 'Hirten' an der Spitze vorbei ist", betonte der Essener Generalvikar. "Nach meiner Wahrnehmung wird die Macht des Bischofs und dann auch des Generalvikars oft überschätzt", so Pfeffer weiter. "Ein Bischof und sein Generalvikar können ein Bistum nicht verantwortungsvoll leiten, wenn ihnen von den Gläubigen und von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kein Vertrauen entgegengebracht wird." Ein Bischof werde zwar nicht vom Kirchenvolk gewählt, aber er habe auf Dauer keine Chance, wenn "das Volk" ihn nicht akzeptiere. Dies werde bei den gegenwärtigen innerkirchlichen Auseinandersetzungen deutlich.

"Er war sehr pragmatisch, manchmal ein bisschen kantig"

Im Interview würdigte Pfeffer auch den bisherigen Paderborner Generalvikar Alfons Hardt, dessen Amtszeit mit der Emeritierung von Erzbischof Hans-Josef Becker automatisch endete. Hardt gehöre zu den "Urgesteinen der katholischen Kirche in NRW", so Pfeffer. Er werde ihn in der Runde der nordrhein-westfälischen Generalvikare vermissen, auch weil er eine gesunde Prise Humor habe. "Er war sehr pragmatisch, manchmal ein bisschen kantig, aber er ist genau wie ich Sauerländer", so Pfeffer. "So sind wir nun mal und das machte die Zusammenarbeit immer sehr fruchtbar."

Er habe trotz teilweise unterschiedlicher Meinung immer einen unkomplizierten Umgang mit Hardt gehabt. "Wir wissen, dass wir aus unterschiedlichen Generationen und kirchlichen Prägungen kommen – aber das war und ist kein Problem. Ich denke, eine solche Weite macht Katholisch-Sein auch aus." Er habe den Paderborner Generalvikar aber immer als jemanden erlebt, der wahrnehme, was sich gesellschaftlich und kirchlich entwickele. Für den Ruhestand wünschte Pfeffer Hardt, dass dieser sich nicht zu schnell für neue Aufgaben einfangen lasse. "Er hat wirklich sehr viel gearbeitet und sehr viel geleistet. Da hat er es sich einfach verdient, seinen Lebensabend ganz frei zu gestalten und zu genießen."

Von 2004 an war Hardt Generalvikar im Erzbistum Paderborn und als solcher Stellvertreter des Diözesanbischofs und wird von diesem frei ernannt. Die Hauptaufgabe eines Generalvikars besteht darin, den Bischof bei dessen Leitungsaufgaben zu unterstützen. Mit der Emeritierung des Paderborner Erzbischofs Hans-Josef Becker am 1. Oktober dieses Jahres endete automatisch auch die Amtszeit von Generalvikar Hardt. Die Aufgaben des Generalvikars übernimmt während der Vakanz des bischöflichen Stuhls ein durch den Diözesanadministrator ernannter Ständiger Vertreter. (cbr)