Kardinal sieht Modellcharakter: Bischofskonferenzen würden umgewandelt

Nach Synode: Statuten der Amazonas-Kirchenkonferenz approbiert

Veröffentlicht am 21.10.2022 um 12:41 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Papst Franziskus hat die Statuten der Amazonas-Kirchenkonferenz (CEAMA) genehmigt. Dabei handele es sich um eine ekklesiologische Neuheit. Kardinal Barreto sieht darin sogar ein Modell, das in der Zukunft Bischofskonferenzen ablösen könnte.

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Papst Franziskus hat die Statuten der Amazonas-Kirchenkonferenz (CEAMA) genehmigt. CEAMA sei "nicht nur das Ergebnis des Willens des Papstes, sondern eine echte ekklesiologische Neuheit aus eigenem Recht und mit formeller Anerkennung", sagte CEAMA-Vizepräsident Mauricio López am Donnerstag. Da die Statuten eine Beteiligung von Laien vorsähen, werde die Kirche Amazoniens breitestmöglich repräsentiert. Patricia Gualinga und Schwester Laura Vicuña Manso, werden als indigene Frauen „der Präsidentschaft der CEAMA beitreten […] um den Prozess der Durchführung dieser Konferenz gemäß der genehmigten Satzung zu begleiten".

Im Gespräch mit dem US-amerikanischen Jesuitenmagazin "America" sagte Kardinal Pedro Barreto, Präsident der CEAMA, im September 2022, dass die Kirchenkonferenz Modellcharakter für die Weltkirche habe. Bisher habe es nur Bischofskonferenzen gegeben, die Kirchenkonferenz erlaube es nun sich mit Klerikern, Ordensleuten und Laien über ein nationales Gebiet hinaus zu vernetzen. "Der Unterschied ist immens, weil die Kirche bis jetzt Bischöfe und Kardinäle in [Bischofs-]Konferenzen der verschiedenen Länder und in Organismen wie CELAM [der Konferenz der lateinamerikanischen Bischöfe] vereint hat, während die Kirchenkonferenz [CEAMA] auf das Volk Gottes in Übereinstimmung mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil ausgerichtet [ist]", sagte Barreto. CEAMA sei ein kleines Senfkorn, dass langsam in die ganze Kirche wachse. Barreto erwartet, dass in den kommenden Jahren ähnliche Konferenzen auf anderen Kontinenten entstehen werden. Bischöfe aus Asien und Afrika hätten schon Interesse angemeldet. Barreto sagte voraus, dass sich in den kommenden Jahren "Bischofskonferenzen in kirchliche Konferenzen verwandeln müssen".

Indigene stehen zwischen Klerikern bei der Eröffnung der Amazonas-Synode
Bild: ©Paul Haring/CNS photo/KNA

Indigene stehen zwischen Geistlichen beim Eröffnungsgottesdienst der Amazonas-Bischofssynode am 6. Oktober 2019 im Petersdom im Vatikan.

Die Kirchenkonferenz von Amazonien geht auf die Amazonas-Synode (2019) zurück. Dort wurde vorgeschlagen, ein bischöfliches Gremium zu schaffen, dass die Synodalität in Amazonien fördere. Als CEAMA-Hauptaufgabe gilt die Evangelisierung. Daneben soll sie in Dialog mit kirchlichen und nichtkirchlichen Organisatoren stehen und ein Netzwerk aufbauen. Im Synoden-Abschlussdokument ist zudem festgehalten, dass die neue Konferenz eine Kommission ins Leben rufen solle, "welche die Sitten und Gebräuche der ursprünglichen Völker studieren und mit ihnen in Dialog treten soll, um einen eigenen amazonischen Ritus zu erarbeiten, durch den das liturgische, theologische, disziplinarische und spirituelle Erbe Amazoniens zum Ausdruck kommen kann". Ein solcher Ritus solle die bereits in der Kirche bestehenden Riten ergänzen "und damit das Werk der Evangelisierung bereichern, die Ausdrucksformen des Glaubens in der je eigenen Kultur bestärken und das Verständnis von Dezentralisierung und Kollegialität erweitern, welche die Katholizität der Kirche zum Ausdruck bringen".

Gegründet wurde CEAMA im Juni 2020. Ihre Gründung habe im Dikasterium für die Bischöfe für Beunruhigung gesorgt, erzählte Kardinal Barreto im America-Interview. Dort habe man nicht gewusst, wie mit dieser Konferenz umzugehen sei. Marc Ouellet, der Leiter des Dikasteriums, habe daraufhin um Änderung der Statuten gebeten. Am 2. September 2022 übergab die CEAMA-Direktion die angepassten Statuten dem Papst. Dieses Statut betone den kirchlichen Charakter der Konferenz eindeutiger. Die Konferenz wurde in der Rechtsform einen öffentlichen kanonischen Vereins errichtet. Das CEAMA-Präsidium setzt sich aus der Präsidentschaft, zwei Vizepräsidenten, einem Vertreter der Amazonasbischöfe und einem Exekutivausschuss zusammen. (ben)