Werke fordern Schutzkonzepte von Partnerorganisationen

Missbrauch: Hilfswerke drohen ausländischen Partnern mit Mittelentzug

Veröffentlicht am 24.10.2022 um 12:02 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Kein Schutzkonzept gegen Missbrauch = keine finanzielle Förderung mehr: Katholische Hilfswerke wollen laut einem Medienbericht konsequenter gegen sexuellen Missbrauch bei Partnerorganisationen im Ausland vorgehen.

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Katholische Hilfswerke aus Deutschland wollen laut einem Medienbericht konsequenter gegen sexuellen Missbrauch bei Partnerorganisationen im Ausland vorgehen. Wie der Bayerische Rundfunk (BR) am Montag berichtete, fordern mehrere große Werke von ihren Projektpartnern derzeit Schutzkonzepte für den Umgang mit Kindern, Jugendlichen und schutzbedürftigen Erwachsenen. Wer kein entsprechendes Konzept vorlege, solle in Zukunft keine finanzielle Förderung mehr erhalten.

Beispielhaft nannte der BR etwa das katholische Osteuropa-Hilfswerk Renovabis. Demnach müssen alle Projekte, die von Renovabis Geld erhalten, ein Schutzkonzept zur Prävention sexualisierter Gewalt vorlegen – sonst dreht das Hilfswerk den Geldhahn zu. "Wer bis Mai kein eigenes Schutzkonzept vorliegen hat, das auch den Kriterien entspricht, wird nicht mehr gefördert", zitierte der Sender den Sprecher von Renovabis, Matthias Dörr. Einen ähnlichen Weg hätten auch das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat und das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" eingeschlagen. Adveniat und "Die Sternsinger" wollten die Förderung zum September 2023 stoppen, wenn von ihren Partnern bis dahin kein Konzept vorliege.

Auch Missio München will im Zweifel Fördermittel streichen

Missio München setzt seinen Partnerorganisationen laut BR dagegen keine feste Frist. Stattdessen habe das Hilfswerk seine rund 600 Partnerprojekte in aller Welt angeschrieben und entsprechende Konzepte eingefordert. Im Zweifelsfall wolle man aber ebenfalls die Fördermittel streichen und die Zusammenarbeit beenden, so die Leiterin der Abteilung Ausland, Alexandra Roth. Im finanziellen Hebel sehe man die einzige Möglichkeit, international mehr Schutz von Kindern und Jugendlichen zu erreichen.

In jüngster Zeit waren mehrere Fälle bekannt geworden, bei denen deutsche Priester im Ausland Kinder missbraucht hatten. So war etwa ein wegen sexuellen Missbrauchs verurteilter Priester aus dem Bistum Trier mehrere Jahre in der Ukraine tätig und arbeitete dort Anfang der 1990er Jahre in Projekten, die von Renovabis finanziell unterstützt wurden. Gemeinsam mit der Deutschen Bischofskonferenz stellte Adveniat zudem im August Ergebnisse einer Untersuchung vor, die den früheren Adveniat-Geschäftsführer schwer belasteten. (stz)