Ihre Stunde schlage oft in Phasen der Krise

Benediktinerin: Ordensfrauen in Reformdebatten dringend gebraucht

Veröffentlicht am 27.10.2022 um 11:01 Uhr – Lesedauer: 

Köln/Kürten ‐ Ordensfrauen werden in den Reformdebatten dringend gebraucht, sagt die Kölner Benediktinerin Emmanuela Kohlhaas. Sie verweist auf die historische Rolle von Orden – wirft aber auch einen Blick auf den Synodalen Weg.

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Die Kölner Benediktinerin Emmanuela Kohlhaas hat die Bedeutung von Ordensleuten in kirchlichen Reformdebatten unterstrichen. "Inzwischen habe ich verstanden, dass gerade wir Ordensfrauen in den Reformdebatten dringend gebraucht werden", sagte sie dem Magazin "Informationen" der Gesellschaft Katholischer Publizisten (GKP) am Freitag. Es sei an der Zeit, "den Mund aufzumachen und sich einzubringen in notwendige Veränderungsprozesse".

Die Orden seien in der Kirchengeschichte immer eine "Gegenwelt" gewesen, ihre Stunde hätte oft in Phasen der Krise geschlagen, so Kohlhaas weiter. "Wir sind beweglicher als die Großkirche. In unserem konkreten Zusammenleben stoßen wir oft früher auf Themen, die in der Luft liegen." Als Beispiel nennt sie etwa den Mitgliederschwund.

Sie betont jedoch auch das Protestpotenzial von Orden. Das habe mit der Jesusnachfolge zu tun, denn Jesus habe "garantiert nicht auf der Seite des Establishments" gestanden. "Die Ordensgründer und andere große Persönlichkeiten aus den Orden sind im Ringen mit dem 'System Kirche' ihrer Zeit immer wieder auch in schwerste Konflikte gegangen." In diesem Zusammenhang sieht sie auch das Engagement von Ordensleuten beim Synodalen Weg: "Die Synodalen aus dem Bereich der Orden haben für ihr Engagement – auch in der Pointiertheit – ihre Gemeinschaften hinter sich."

Kritik an der Organisation

Kohlhaas übt jedoch auch Kritik an der Organisation des Reformprozesses, zum Beispiel bei der Ablehnung des Grundtextes zur Sexualität bei der vergangenen Synodalversammlung: "Man hat durch das Verfahren einen emotionalen Widerstand aufgebaut, der sich dann bei den Bischöfen in der Abstimmung Bahn gebrochen hat." Dazu zählt sie Zeitbegrenzungen und Rote Karten, "die hochgehalten werden, noch bevor jemand überhaupt den Mund aufgemacht hat".

Sie empfiehlt, die gemeinsame Kommunikation mehr einzuüben und über die Bedeutung von "Frieden" und "Gewaltlosigkeit" nachzudenken. Machtgehabe stehe sonst gegen Machtgehabe. "Und deshalb sollte man jetzt nicht so tun, als ob es beim Grundtext Sexualmoral primär um die Inhalte gegangen wäre." Sie empfiehlt den Synodalen eine Verständigung über das, worüber es keine Verständigung gebe. "Einen Konsens über den Dissens feststellen und die Spannungen aushalten. Das ist die Matrix, die Veränderungen erst ermöglicht."

Emmanuela Kohlhaas war von 2010 bis 2022 Priorin der Benediktinerinnengemeinschaft Köln und gründet derzeit in Düsseldorf ein neues Kloster. Zudem ist sie Mitglied der Synodalversammlung des Synodalen Wegs. (cph)