Sänger Bono: Gott hat mir seinen Ellbogen in die Rippen gestoßen
Der irische U2-Frontmann Bono (62) sieht "göttliche Hinweise" in seinem Leben. "In der Vergangenheit hat mir Gott immer wieder mal seinen Ellbogen in die Rippen gestoßen – gewissermaßen als Warnung, es künftig mal langsamer angehen zu lassen, den Kaffeeduft zu genießen, solange ich es kann", sagte er der "Welt am Sonntag" mit Blick auf eine große Herz-Operation im Winter 2016.
Der Weltstar fügte hinzu: "Nach der Operation in New York sagte ich mir: 'Ich sollte diesen göttlichen Hinweis jetzt beherzigen' – und ging später auf Tour. Ich befolgte diesen Rat also nicht." Er arbeite jedoch weiter daran und fühle sich heute fitter als vor 25 Jahren: "Ich habe das Gefühl, dass ich meinen Körper zurückbekommen habe. Ich bin entschlossen, ihn künftig mehr zu respektieren."
Bono bezeichnet sich als gläubigen Christen; sein Vater war Katholik, die Mutter Anglikanerin. Unter anderem war er schon im Vatikan bei Papst Franziskus zu Gast. Seine Autobiografie, die am 1. November erscheint, sei keine Beichte, so der Musiker weiter: "Es geht viel tiefer. Es ist die Anatomie eines Sängers, Songwriters und Aktivisten, eines Hooligans, Größenwahnsinnigen und eines Pilgers."
"Künftig nur noch Backstage"
Zu seinem politischen und sozialen Engagement sagte Bono, er werde sich "künftig nur noch Backstage herumtreiben, nicht mehr auf der großen Bühne". Er habe diesbezüglich eine Art "Weckruferlebnis" gehabt: "Ich habe erkannt, dass ich vielleicht das falsche Geschlecht, die falsche ethnische Zugehörigkeit und auch das falsche Alter habe. Beim Kampf gegen extreme Armut und Aids gibt es andere, die jetzt nach vorn treten können."
Mit Blick auf die Klimakrise betonte der U2-Frontmann, diese werde "alles zunichtemachen, wofür in der Entwicklungspolitik all die Jahre so hart gekämpft wurde. Sie verstärkt die bestehenden Ungerechtigkeiten, weil die Menschen in den ärmsten Ländern, die am wenigsten mit der Entstehung des Klimawandels zu tun hatten, letztlich den höchsten Preis dafür zahlen." Daher müssten nun alle Lösungsoptionen in Betracht gezogen werden, auch die Nutzung von Atomenergie.
Kritisch äußerte er sich zu gesellschaftlichen Entwicklungen, etwa in den USA: "Wir leben im Zeitalter der Post-Wahrheit, in dem mit harten Bandagen, mit Lügen gekämpft wird." Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung drohe die Gefahr, dass die "Phase der Demokratien ein Ausrutscher" gewesen sei: "Die letzten Jahrzehnte waren so gesehen vielleicht eine höchst bemerkenswerte Zeit in der Geschichte der Menschheit. Als wir versuchten, Gleichberechtigung für Frauen und in Genderfragen zu erreichen, und vor allem Respekt für Menschen mit anderen Meinungen aufzubringen." (tmg/KNA)