Der Papst betet mit Gläubigen weltweit für Frieden in Syrien

Für ein Ende des Blutvergießens

Veröffentlicht am 07.09.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Syrien

Vatikanstadt ‐ Christen und Muslime, Katholiken und Protestanten, Sunniten und Schiiten, die im Zentrum der katholischen Kirche Seite an Seite gemeinsam mit dem Papst für den Frieden in Syrien beten: Dieses symbolträchtige Bild könnte heute Abend auf dem Peterspatz Wirklichkeit werden. Denn der Papst hat zum weltweiten Fasten- und Gebetstag für Syrien aufgerufen.

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Ausdrücklich lud Franziskus auch Vertreter anderer Religionen und christlicher Konfessionen ein , sich der Initiative anzuschließen. Und die Resonanz war groß: Die Muslime in Syrien selbst etwa wollen sich am Samstag in der Omajjaden-Moschee von Damaskus und anderen Moscheen des Landes zum Gebet versammeln. Auch in den deutschen Bistümern werden voraussichtlich Zehntausende für den Frieden bitten. Mit Spannung erwartet wird in Rom insbesondere, in welchem Umfang am Muslime und deren führende Repräsentanten der Einladung des Papstes Folge leisten. Der syrische Großmufti Ahmad Badreddin Hassou hatte zwar den Wunsch geäußert, nach Rom zu kommen. Dies erscheint jedoch angesichts der gegenwärtigen Lage im Land äußerst fraglich.

Nicht mit Assad telefoniert

Fest steht immerhin, wer auf jeden Fall nicht auf den Peterplatz erscheinen wird: die Mitglieder der traditionalistischen Piusbruderschaft. Deren italienischer Zweig, der nicht weit von Rom seine Zentrale hat, kündigte an, dass seine Mitglieder dem Gebet mit dem Papst fernbleiben würden, weil es den "religiösen Relativismus" Vorschub leiste. Die Anhänger des verstorbenen französischen Bischofs Marcel Lefebvre (1905-1991) veranstalten stattdessen in ihren Niederlassungen eigene Eucharistische Anbetungen.

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Bild: ©dpa/Alexsey Druginyn

Der russische Präsident Wladimir Putin.

Franziskus setzt indessen nicht auf das Gebet allein. In den vergangenen Tagen nutzte der Papst auch die ihm zu Gebote stehenden diplomatischen Kanäle , um auf eine friedliche Beilegung des Konflikts hinzuwirken. So appellierte er eindringlich an die Staats- und Regierungschefs der G20, die bis Freitag in Sankt Petersburg tagten, ein weiteres Blutvergießen zu verhindern, und wandte sich zugleich mit deutlichen Worten gegen eine militärische Intervention: "An Sie alle richte ich den eindringlichen Appell, dass sie helfen, Wege zur Überwindung der verschiedenen Gegensätze zu finden", heißt es in einem Brief an den russischen Präsidenten Wladimir Putin, der in diesem Jahr den G20-Vorsitz führt. Jeder "nichtige Plan einer militärischen Lösung" müsse beiseitegelegt werden. Berichte, der Papst habe gar mit Assad selbst telefoniert, dementierte der Vatikan. Zudem erläuterte der vatikanische Außenminister Erzbischof Dominique Mamberti vor rund 70 beim Heiligen Stuhl akkreditierten Botschaftern die vatikanische Position zum Syrien-Konflikt.

Paralleln zum Irak-Krieg

Nicht nur der Anlass, auch die Gebetswache selbst ist ungewöhnlich : Mit vier Stunden Dauer dürfte sie die längste päpstliche Zeremonie der vergangenen Jahrzehnte sein. Sie beginnt um 19.00 Uhr mit der Anrufung des Heiligen Geistes und einem Rosenkranzgebet. Dazu wird die in der römischen Kirche Santa Maria Maggiore aufbewahrte Ikone der "Salus Populi Romani" (Beschützerin des Römischen Volkes) in einer Prozession von vier Schweizergardisten vom Obelisken in der Mitte des Petersplatzes zum Altar getragen. Zwischen 20.00 und 20.30 Uhr steht eine Meditation des Papstes auf dem Programm. Anschließend ist eine Eucharistische Anbetung vorgesehen. Zudem werden biblische Texte, Gebete und Fürbitten zum Thema Frieden vorgetragen. Jeweils zwei Personen aus Syrien, Ägypten, dem Heiligen Land, den USA und Russland legen insgesamt fünfmal Weihrauch auf eine Rauchpfanne. Die Gebetswache endet mit dem eucharistischen Segen durch den Papst mit der Monstranz gegen 23.00 Uhr.

Das Szenario erinnert unweigerlich an die spektakuläre Ablehnung der US-Invasion im Irak durch Johannes Paul II. im Jahr 2003. Damals rief der Papst für den 5. März, dem Aschermittwoch, einen weltweiten Gebets- und Opfertag aus. Einen solchen Tag hatte er erstmals während des Bosnien-Kriegs im Januar 1994 ausgerufen und nochmals nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Verhindern konnte er den Krieg damals freilich nicht.

Von Thomas Jansen (KNA)

Gebetstermine

Das Bistum Essen hat eine interaktive Karte mit Orten und Termine für die Friedensgebete in Deutschland erstellt. Wer seinen Termin auch eingetragen lassen möchte, kann sich einfach an das Bistum wenden . (meu)