Papst wirbt in Bahrain für Gleichberechtigung der Frau
Papst Franziskus mahnt in Bahrain weiter eine Einhaltung von Menschenrechten an. Vor hochrangigen Religionsvertretern forderte er am Freitag in Awali auch eine Anerkennung von Frauen "in Bildung, Arbeit sowie bei Ausübung ihrer sozialen und politischen Rechte" ein. Erziehung, die gegenseitiges Verständnis nährt, sei wichtig, um "sich von historischen und sozialen Vermächtnissen zu emanzipieren". Es liege auch in der Verantwortung von Religionen, "dem Anderen wirklich Platz einzuräumen" und sich nicht nur tolerant zu nennen, erklärte Franziskus zum Abschluss eines interreligiösen Kongresses.
Das islamische Königreich Bahrain verfolgt eine vergleichsweise liberale Religionspolitik, einschließlich der Verleihung des Bürgerrechts an einzelne Christen. Für Verletzungen grundsätzlicher Menschenrechte steht das Land aber immer wieder international in der Kritik.
Texte aus Bibel und Koran gemeinsam vorgetragen
Die Abschlussfeier des Kongresses auf dem Al-Fida-Platz in unmittelbarer Nähe zum Königspalast nutzte Franziskus auch, um zu einer Versöhnung zwischen Ost und West und einem Ende von Konflikten weltweit aufzurufen. Im "Garten der Menschheit" spielten einige wenige Mächtige "mit Feuer, mit Raketen und Bomben, mit Waffen, die Tränen und Tod verursachen und das gemeinsame Haus mit Asche und Hass überziehen". Von religiösen Oberhäuptern forderte der oberste Repräsentant der katholischen Kirche, mit gutem Beispiel voranzugehen, Einheit und Frieden zu fördern.
Am Nachmittag traf der Papst mit dem Ältestenrat der Muslime ("Muslim Council of Elders") vor der Moschee des Königspalastes in Awali zusammen. Erstmals bei einem Treffen von Islam-Vertretern und einem Papst wurden dabei Texte aus Bibel und Koran gemeinsam vorgetragen. Franziskus sprach sich zu diesem Anlass für eine intensivere Annäherung der Religionen aus. Islam und Christentum müssten gemeinsam daran arbeiten, Vorurteile und Missverständnisse aus der Vergangenheit zu überwinden. In einer vereinten und globalisierten Welt reiche es nicht mehr aus, sich auf die eigene Religion zu beschränken.
Den Ältestenrat, ein internationales Gremium einflussreicher Islamgelehrter, lobte Franziskus für den Einsatz gegen Extremismus und Gewalt. Das überwiegend aus sunnitischen Gelehrten bestehende Komitee entstand 2014 vor dem Hintergrund schwerer Konflikte zwischen Sunniten und Schiiten und dem Terror vor allem durch die Miliz "Islamischer Staat". Initiator und Leiter des Rates ist der Großimam der Kairoer Al-Azhar-Universität, Ahmed al-Tayyeb.
Bahrain-Reise von Papst Franziskus: Den Dialog der Religionen fördern
Als Franziskus 2019 nach Abu Dhabi flog, war das epochal: Erstmals betrat ein Papst die Arabische Halbinsel. Nun reist der Pontifex nach Bahrain – und will auch dort den christlich-islamischen Dialog weiter voranbringen.
Dieser ging, wie zuvor der im Vatikan für interreligiösen Dialog zuständige Kardinal Miguel Angel Ayuso Guixot, besonders auf den Klimawandel ein. Diese katastrophale Krise sei dadurch verursacht, dass sich der Mensch von den Beschränkungen durch Religion und Moral befreit habe, so der Großscheich.
Erneut nahm der Geistliche mit Blick auf gegenwärtige Krisen in erster Linie den Westen in den Fokus. Selbst in den konservativen Gesellschaften dort gebe es heute "Abweichungen wie die Verbreitung von Homosexualität und drittem Geschlecht" – all dies "unter dem Vorwand von 'Freiheit' und 'Menschenrechten'". Diese Freiheit sei es aber, die Chaos, moralische Zerstörung und eine Zerstörung der inneren Struktur des Menschen hervorbringe, so al-Tayyeb.
Friedensgebet in Kathedrale
Am Abend betete Papst Franziskus mit christlichen Vertretern für den Frieden. Rund 2.000 Menschen waren in die katholischen Kathedrale des Landes gekommen, um für Einheit und ein Ende der Gewalt weltweit zu bitten. Inhalt des kurzen Gebets waren auch die christlichen Gemeinschaften in Bahrain sowie andere Religionen. Der griechisch-orthodoxe Patriarch Bartholomaios I. erteilte den Schlusssegen, der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch saß neben dem Papst.
Zuvor hatte das Kirchenoberhaupt die Christen zur "Einheit in Verschiedenheit" ermutigt. Die "kleine Herde Christi" in Bahrain, verstreut auf verschiedene Orte und Konfessionen, zeige die Notwendigkeit auf, "eins zu sein und den Glauben miteinander zu teilen". Franziskus ermunterte die Christen in Arabien dazu, sich nicht von der "äußeren Unterzahl beunruhigen zu lassen". Weiter forderte er sie auf, die "schöne Gewohnheit" fortzusetzen, anderen Gemeinschaften Gottesdienstgebäude zur Verfügung zu stellen. Der Glaube sei kein Privileg, das man für sich beanspruche, sondern ein Geschenk, das man miteinander teilen müsse.
Mit dem Friedensgebet beendete der Papst seinen zweiten Tag des Besuchs in dem kleinen Königreich. Am Samstag folgen eine Messe im Nationalstadion sowie eine Begegnung mit Jugendlichen in einer katholischen Schule. (mal/KNA)
5.11., 10 Uhr: Ergänzt um weitere Details.