Ehemaliger Rektor übt Kritik an "Woelki-Hochschule"
Im Streit um die von Kardinal Rainer Maria Woelki geförderte Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) hat der ehemalige Rektor der Vorgänger-Einrichtung das Vorgehen des Erzbistums kritisiert. "Das Ganze war in meinen Augen nichts anderes als eine feindliche Übernahme", sagte der Theologe Peter Ramers dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Montag). Das Kölner Erzbistum hatte die Hochschule der Steyler Missionare in Sankt Augustin zum 1. Februar 2020 übernommen und baut diese in Köln als KHKT neu auf. Ramers stand der Einrichtung in Sankt Augustin 2018 und 2019 als Rektor vor.
Anfang 2018 habe es erste Gespräche zu einer Co-Finanzierung der Hochschule in Sankt Augustin seitens des Erzbistums gegeben, so Ramers. Es sei dabei um etwa 15 Prozent der Trägerkosten gegangen, was einer "niedrigen sechsstelligen Summe" entspreche. Die Hochschule habe dies damals als "generöse Geste" wahrgenommen. "Der rechtliche Status und der Standort der Hochschule standen für uns nie in Frage."
Im Hintergrund "längst Überlegungen" zum Aufbau der KHKT
Jedoch habe es im Hintergrund "längst Überlegungen" zum Aufbau der Kölner Hochschule gegeben, so der Professor. Dazu liege ihm eine E-Mail zwischen der ehemaligen KHKT-Geschäftsführerin Martina Köppen und Rektor Christoph Ohly von April 2019 vor. Darin sei von einer Übernahme der Hochschule und einem Standortwechsel die Rede, was beides weder den Gremien des Erzbistums noch der Öffentlichkeit kommuniziert worden sei. Es habe sich um ein "abgekartetes Spiel" gehandelt. Das Erzbistum will sich später zu den Vorwürfen äußern, sagte es der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Kritiker werfen Woelki schon länger vor, mit der KHKT ein konservatives Gegengewicht zur Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn errichten zu wollen. Dem Eindruck schloss Ramers sich an. Das Erzbistum wolle die Bonner Fakultät "schwächen" und "schädigen".
Auch die Finanzierung der Hochschule ist ungeklärt. Derzeit werden die Kosten der KHKT von jährlich mehr als drei Millionen Euro aus einem dem Erzbischof zur Verfügung stehenden Fonds bestritten, der aber zu Neige geht. Langfristig sollte eine für die KHKT gegründete Stiftung eine "Finanzierung von außen" über Spender sichern und es sollten keine Kirchensteuermittel für die Hochschule verwendet werden. Bislang hat die Stiftung weder eine Planung für das Jahr 2023 noch eine seit Monaten geforderte Mittelfristplanung vorgelegt. Am Mittwoch will sich der Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat des Erzbistums in einer Sondersitzung mit der Hochschule befassen. (KNA)