Reaktion auf Ergebnisse der jüngsten Zwischenwahlen

Bischöfe enttäuscht über Voten zu Abtreibung in US-Bundesstaaten

Veröffentlicht am 10.11.2022 um 13:39 Uhr – Lesedauer: 

Washington ‐ Bei den Zwischenwahlen in den USA hat neben der Wirtschaftslage auch das Thema Abtreibung eine wichtige Rolle gespielt. Mit den Wahlergebnissen sind die Bischöfe dort nicht zufrieden – ihren Kampf gegen Abtreibung wollen sie dennoch fortsetzen.

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Die Bischöfe in den USA haben enttäuscht auf mehrere Abstimmungsergebnisse in Sachen Abtreibung bei den jüngsten Zwischenwahlen reagiert. So gab es in Kalifornien, Michigan und Vermont Mehrheiten für die Festschreibung eines Rechts auf Abtreibung in der Verfassung des jeweiligen Bundesstaates. In Kentucky und Montana ging es umgekehrt um die Entscheidung, ob das ungeborene Leben in der Verfassung geschützt werden soll. Die Wähler lehnten dies mehrheitlich ab.

Die Bischöfe kündigten trotz ihrer Enttäuschung an, den Kampf gegen Abtreibung fortzusetzen und Frauen und Familien in Not zu unterstützen. "Abtreibung ist nun in Michigan in einem noch nie da gewesenen Ausmaß legal, und Millionen Leben stehen auf dem Spiel", schrieb Detroits Erzbischof Allen Vigneron in einem Hirtenbrief. In dem Bundesstaat votierten 55 Prozent der Wähler für einen straffreien Zugang zu Abtreibung. Gläubige Menschen seien "zutiefst betrübt über diesen schweren Angriff auf die Würde und Heiligkeit des ungeborenen, unschuldigen menschlichen Lebens", so Vigneron. Die Kirche werde ihre Bemühungen um den Aufbau einer "Kultur des Lebens" beibehalten, "in der Abtreibung undenkbar ist".

Auch in Kentucky reagierten die Bischöfe enttäuscht auf die mit rund 52 Prozent erfolgte Ablehnung eines Verfassungszusatzes zum umfassenden Schutz menschlichen Lebens. Das bedeute aber "nicht das Ende der Debatte", betonten sie in einer Erklärung. Man wolle weiter "mit den Gesetzgebern zusammenarbeiten, um das ungeborene Leben schützen".

Experte: In US-Abtreibungsdebatte hat es nie einen Kompromiss gegeben

Die Aufhebung des Grundsatzurteils "Roe vs. Wade" hat in den USA für heftige Debatten geführt. Im Interview spricht Philosophieprofessor und Jesuit Godehard Brüntrup über die Spaltung im Land – und den Unterschied zur Abtreibungsdebatte in Europa.

Bei den Midterms am Dienstag wurden alle 435 Sitze im Repräsentantenhaus und 34 der 100 Senatssitze im Kongress neu vergeben; auch zahlreiche Gouverneurssitze standen zur Wahl. Auf Basis der bislang vorliegenden Ergebnisse und Prognosen haben die Republikaner sehr gute Aussichten, die Mehrheit im Repräsentantenhaus zu gewinnen. Das Mehrheitsverhältnis im aktuell knapp von den Demokraten kontrollierten Senat könnte möglicherweise erst nach einer Stichwahl im Bundesstaat Georgia im Dezember feststehen.

Nachwahlbefragungen ergaben, dass für die US-Wähler die Wirtschaftslage und das Thema Abtreibung besonders wichtig waren. Unter der Anhängerschaft der Demokraten gaben drei von vier Wählern an, dass sie vor allem die Möglichkeit auf straffreien Zugang zu Abtreibung bewegt habe.

Das Oberste Gericht der USA, der Supreme Court, hatte Ende Juni das fast 50 Jahre geltende Grundsatzurteil "Roe v. Wade" aufgehoben, das zu einer weitgehenden Freigabe von Abtreibungen geführt hatte. Die Zuständigkeit für die Abtreibungsgesetze liegt nun wieder bei den Bundesstaaten. Die Entscheidung führte in einem Dutzend US-Bundesstaaten zu fast vollständigen Abtreibungsverboten. (KNA)