Synodaler Weg habe dennoch Anschluss der Kirche an reale Welt geschafft

Söding: Ablehnung von Sexualethik-Grundtext "intellektuelles Desaster"

Veröffentlicht am 11.11.2022 um 12:39 Uhr – Lesedauer: 

Bochum ‐ Immer noch wirkt die Ablehnung des Sexualethik-Grundtextes beim Synodalen Weg durch Sperrminorität der Bischöfe nach. Synoden-Vize Thomas Söding bedauert es als "intellektuelles Desaster" – doch insgesamt sieht er die Reformen auf dem richtigen Weg.

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Der Vizepräsident des Synodalen Wegs Thomas Söding sieht in der Ablehnung des Grundtextes zur Sexualethik ein "intellektuelles Desaster". In einem von der Ruhr-Universität veröffentlichten Interview (Donnerstag) sagte der Bochumer Neutestamentler, dass die katholische Kirche dringend darauf angewiesen sei, im Gespräch mit den Humanwissenschaften, den Sozialwissenschaften und den Rechtswissenschaften zu bleiben. Der abgelehnte Grundtext habe dieses Gespräch zusammengefasst. Dennoch zeigte sich Söding aber optimistisch über den Fortschritt des Synodalen Wegs: "Insgesamt haben wir den Anschluss der katholischen Kirche an die reale Welt organisiert und gleichzeitig das christliche Evangelium für das Jahr 2022 fortgeschrieben."

Als Grund für die Ablehnung des Grundtextes zur Sexualität vermutet Söding, dass seine Aussagen zur Geschlechtervielfalt und zu aktiver Sexualität außerhalb der Ehe den Bischöfen zu weit gingen, an denen die Zweidrittelmehrheit der bischöflichen Synodalen gescheitert ist. Viele hätten gesagt: "Die Richtung ist nicht ganz falsch, aber so kann man das nicht machen". Der Theologe stellte fest, dass sich die katholische Ethik mit ihrem fixen Geschlechtermodell schwer tue, "das zu integrieren, was in der Biologie und Medizin über Intersexualität und Transsexualität bekannt geworden ist".

Laut Söding, der auch Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) ist, hätten die ZdK-Mitglieder nicht mehr weitergemacht, wenn es nach der Ablehnung des Grundlagentextes nicht noch eine Kehrtwende gegeben hätte. Der Synodale Weg "kann Krise", betonte der Theologe: "Wir haben es geschafft, uns zusammenzuraufen, um weiter die Menschen zu vertreten, die in der katholischen Kirche ihre Zukunft sehen." Nach seiner Ansicht hat der Synodale Weg "die Bischöfe bei ihrer Verantwortung gepackt und die Synodalität auf Dauer gestellt". Dazu hätten aber viele Bischöfe über ihren Schatten springen müssen, um ihre Verantwortung wahrzunehmen. (fxn)