Woelkis Anwalt: Kardinal hat keinen Meineid geleistet
Der Anwalt von Kardinal Rainer Maria Woelki hat Vorwürfe gegen den Kölner Erzbischof wegen des Verdachts auf Meineid zurückgewiesen. Das Erzbistum veröffentlichte am Freitagnachmittag ein knapp einminütiges Video mit einem Statement des Juristen Carsten Brennecke. "Die Mitarbeiterin behauptet, Kardinal Woelki habe eine Liste mit dem Namen P. erhalten", sagte Brennecke. Dies belege aber keine falsche eidesstattliche Versicherung. Woelki habe nicht eidesstattlich versichert, keine Liste mit diesem Namen erhalten zu haben, so der Anwalt. "Er hat lediglich richtigerweise versichert, dass er sich mehr als sieben Jahre später nicht daran erinnern kann, ob der Name P. auf einer Liste stand."
Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft Köln angekündigt, nun doch gegen Woelki zu ermitteln. Dabei geht es um die Frage, wann genau der Kardinal mit dem Missbrauchsfall des früheren "Sternsinger"-Chefs Winfried Pilz befasst wurde. Woelki erklärte in einem Verfahren gegen die "Bild"-Zeitung an Eides statt, dies sei erst in der vierten Juni-Woche 2022 geschehen. Dem widersprach Mitte der Woche die Assistentin des früheren Personalchefs im Erzbistum im "Kölner Stadt-Anzeiger". Bereits 2015 habe sie eine Liste mit den Namen von 14 Priestern erstellt, denen Missbrauch angelastet wird. Darunter sei auch der Name Pilz gewesen. Ihr Vorgesetzter habe die Liste zu einem Termin mit Woelki mitgenommen.
Erzbistum: Woelki solle "an den Pranger gestellt werden"
Das Erzbistum hatte bereits am Mittwoch die Vorwürfe als unbegründet zurückgewiesen. Bistumssprecher Jürgen Kleikamp erklärte, seinem Eindruck nach solle Woelki vor einem Besuch der deutschen Bischöfe kommende Woche bei Papst Franziskus "von interessierten Kreisen noch einmal mit uralten Geschichten, die längst geklärt sind, an den Pranger gestellt werden". Franziskus hat über ein von ihm vor Monaten eingefordertes Rücktrittsgesuch Woelkis noch nicht entschieden.
Nach Bekanntwerden der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen nahmen Rufe nach einer raschen Entscheidung über die Zukunft des Erzbischofs zu. Am Donnerstagabend hatte eine Gruppe von Beschäftigten im größten deutschen Bistum Woelki aufgefordert, sein Amt während der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ruhen zu lassen. Zudem warf auch der frühere Interventionsbeauftragte des Erzbistums, Oliver Vogt, dem Kardinal vor, im Fall Pilz nicht die Wahrheit gesagt zu haben. Unterdessen mehrten sich kritische Stimmen aus Kirche und Politik in dem Fall. (tmg/KNA)