Wo James Bond zum Mönch wurde: G7-Treffen im Kloster Eberbach
Es ist ein historischer Ort der Kirchengeschichte und der Filmgeschichte: Das Kloster Eberbach im hessischen Eltville. In der ehemaligen Zisterzienserabtei im Rheingau wird Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ihre Amtskollegen der G7-Staaten am Donnerstag und Freitag zu Beratungen empfangen. Weltberühmt wurde das Kloster durch die Verfilmung des gleichnamigen Umberto-Eco-Romans "Der Name der Rose". Es handelt sich um einen Krimi, in dem sich James-Bond-Darsteller Sean Connery die Mönchskutte überstreifte.
Als sich der französische Regisseur Jean-Jaques Annaud und der deutsche Produzent Bernd Eichinger auf die Suche nach einem passenden Filmset machten, wählten sie die mittelalterliche Klosteranlage aus. Sie soll sich gegenüber mehr als 300 anderen Klöstern als Kulisse durchgesetzt haben. Sean Connery spielte den Franziskanermönch William von Baskerville, der rätselhaften Todesfällen in einer Abtei nachgeht. Das Kloster Eberbach war 1985 der Drehort für die meisten Innenaufnahmen des Films, der 1986 in die Kinos kam und allein in Deutschland rund sechs Millionen Menschen anlockte.
"Besucher von Kloster Eberbach sind bis heute fasziniert von dem Filmmeisterwerk", so die Stiftung Kloster Eberbach, die seit 1998 Träger der Einrichtung ist. "Ebenso erreichen uns häufige Anfragen von Film- und Fernsehteams", sagt Stiftungs-Pressesprecherin Melanie Besecke.
Ein Eber zeichnete die Grundrisse
Der Name Kloster Eberbach geht auf eine Legende zurück, erläutert Besecke. "Als der heilige Bernhard von Clairvaux mit Erzbischof Adalbert von Mainz im Kisselbachtal einen Platz für das künftige Kloster suchte, soll plötzlich ein wilder Eber aus dem Wald gesprungen sein." Dieser soll mit seinen Hauern die Umrisse der späteren Abtei in den Boden gezogen haben. Im Wappen des Klosters ist ein Eber mit einer Kirche auf dem Rücken dargestellt.
Schon lange aber leben hier keine Mönche mehr. Das 1136 als eines der frühesten Zisterzienserklöster in Deutschland gegründete Kloster Eberbach ist seit 1803 säkularisiert. Damals mussten die seinerzeit 22 Klosterbewohner die Anlage räumen, sie wurde anschließend hauptsächlich als Weingut genutzt.
Bei dem G7-Ministertreffen sind mehrere Sitzungen im Mönchsrefektorium angesetzt. Der im 18. Jahrhundert umgestaltete Speisesaal biete heute einen "sehr außergewöhnlichen Rahmen für Tagungsveranstaltungen aller Art", so die Stiftung. Im Mönchsrefektorium steht etwa ein mächtiger, dunkler, verzierter Schrank, an dessen einer Tür ein Christusmonogramm mit Kreuz und den Buchstaben IHS zu sehen ist – einer Abkürzung für Jesus.
Beim G7-Innenministertreffen soll es anders als beim Treffen der G7-Außenminister in Münster allerdings keine Kreuz-Entfernung in irgendeiner Form geben. "Das Bundesinnenministerium hat bei der Nutzung der Räume im Kloster Eberbach keine Veranlassung, Kreuze oder andere christliche Symbole zu entfernen", sagte eine Ministeriumssprecherin auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
"Familienfoto" im Klostergarten
Das Kloster Eberbach wurde demnach als G7-Ort auch ausgewählt, weil die "abgeschiedene Lage der Klosteranlage" Sicherheitsaspekten gut Rechnung trage. Thematische Schwerpunkte des Treffens sind neben dem Ukraine-Krieg die Bekämpfung von Extremismus, Terrorismus und Menschenhandel sowie von Kindesmissbrauch im Internet. Deutschland hat derzeit den G7-Vorsitz inne. Eingeladen sind die Innenministerinnen und -minister aus Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und den USA. Ein "Familienfoto" soll im Klostergarten entstehen.
Die Abschlusspressekonferenz mit Faeser wird laut Bundesinnenministerium ebenfalls an einem besonderen Ort stattfinden: der monumentalen ehemaligen Klosterkirche, der Basilika. Sie biete für die vielen Medienvertreter "ausreichend Platz", auch bei eventuell nötigen Corona-Abstandsregeln.
In der Basilika versammelten sich einst die Mönche siebenmal am Tag und einmal in der Nacht zu Chorgebet und Gottesdienst. Ministerin Faeser sollte dort ihre Worte gut wägen: Laut Stiftung Kloster Eberbach sorgt die außergewöhnliche Akustik in der Basilika für einen "überraschend langen Nachhall" – bis zu acht Sekunden.