Pionier des Neuen Geistlichen Liedes

Früherer Bamberger Generalvikar Alois Albrecht gestorben

Veröffentlicht am 21.11.2022 um 15:24 Uhr – Lesedauer: 

Bamberg ‐ Von ihm stammen Klassiker wie "Die Sache Jesu braucht Begeisterte", "Unser Leben sei ein Fest" oder "Kleines Senfkorn Hoffnung": Jetzt ist der frühere Bamberger Generalvikar Alois Albrecht gestorben. Er trat darüber hinaus für Kirchenreformen ein.

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Alois "Ali" Albrecht, ehemaliger Generalvikar im Erzbistum Bamberg, ist tot. Der Geistliche starb am Montag nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 86 Jahren in Bamberg, wie die Pressestelle des Bistums auf Anfrage bestätigte. Albrecht war einer der Pioniere des Neuen Geistlichen Liedes (NGL) in Deutschland. Aus seiner Feder stammen Klassiker wie "Die Sache Jesu braucht Begeisterte", "Unser Leben sei ein Fest" oder "Kleines Senfkorn Hoffnung". Als Jugendseelsorger initiierte er 1970 eine Jugendsynode zur Vorbereitung auf die Synode der westdeutschen Bistümer in Würzburg (1971-1975).

Geboren im schwäbischen Backnang, aufgewachsen in Bayreuth, ging Albrecht nach dem Abitur ins Priesterseminar und empfing 1962 die Priesterweihe. Nach Jahren der Seelsorge als Kaplan und Pfarrer wurde er 1987 Domkapitular. Erzbischof Elmar Maria Kredel ernannte ihn 1990 zum Generalvikar. In diesem Amt diente er auch Kredels Nachfolgern Karl Braun und Ludwig Schick bis 2006.

Der "Poet des Bamberger Dombergs", wie ihn manche nennen, hatte zuletzt im September 2019 sein literarisch-musikalisches Kirchenstück "Wir haben einen Traum" veröffentlicht. Darin plädierte der Prälat für Reformen wie die Aufhebung der verpflichtenden Ehelosigkeit für Priester.

"Verfassung der Kirche stimmt einfach nicht"

"Die Verfassung der Kirche stimmt einfach nicht", sagte er einmal im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Man könne Menschen in einer demokratischen Gesellschaft nicht mit einem monarchisch-hierarchischen Kirchenbild überzeugen. "Die Kirche ist nicht mehr inkulturiert." Sie müsse von unten her gedacht werden. Die Gemeinden bräuchten mehr Verantwortung.

Außerdem müsse mehr auf die Besonderheiten in einzelnen Ländern Rücksicht genommen werden, so Albrecht damals. "Eine deutsche Kirche ist keine indische Kirche, keine polnische Kirche und gar keine italienische Kirche." Ein Hoffnungsschimmer sei für ihn die Reformdebatte der katholischen Kirche in Deutschland, der Synodale Weg.

Den Zölibat machte der ehemalige Generalvikar mitverantwortlich für sexuellen Missbrauch durch Priester. "Jeder Mensch hat eine bestimmte Sexualität und die möchte ausgelebt werden." Er selbst habe früher oft bei Anschuldigungen gegen Priester solche Taten nicht für möglich gehalten. "Ich habe das nicht geglaubt, ich habe es nicht glauben können, weil wir so erzogen waren." Man habe damals solche Fälle im kirchlichen Bereich klären wollen. (KNA)